Ein Luftschloß wird gejagt eine Action Thriller von Donald E. Westlake

gebrauchsspuren, einband an den kanten bestoßen, papiergebräunte seiten und schnitt. Sorgfältig in seine Einzelteile zerlegt will man das Schloss nach Paris fliegen, wo es auf einer Ausstellung präsentiert werden soll. Doch es ist mehr als nur ein Museumsstück, denn in zwölf seiner Steine hat ein abgehalfterter südamerikanischer Diktator sein ganzes Vermögen versteckt. Auf diese Weise versucht er, seinen Reichtum ins Ausland zu schmuggeln. Lida Perez, eine feurige Revolutionärin, will die Beute für ihre Ziele. Sie engagiert einen Meisterverbrecher, um den Schatz in die Hand zu bekommen. Doch so viel Geld lockt viele an., Eustace Dench, seines Zeichens Meisterganove, entlohnte den Taxifahrer mit einer regulären Fünfpfundnote, nahm das Wechselgeld entgegen, drückte dem Mann zwanzig Pence Trinkgeld in die Hand - nicht genug, denn der Mann tippte nicht an die Mütze - und wandte sich ab, um nach dem schlanken Arm der reizenden Lida zu greifen. Es regnete zwar nicht, aber sonst war alles unverwechselbar London-Belgravia, Herbert Way, ein leicht gekrümmter Straßenzug eindrucksvoller elfenbeinfarbener Häuser, einige davon noch privat bewohnt, die anderen samt und sonders umfunktioniert in Botschaften. Büros, Klubs oder Residenzen von Ölscheichs. Nummer neun, mit je einer großen schwarzen »9« auf den beiden Pfeilern links und rechts des Eingangs gemalt, war das Ziel, das Eustace ansteuerte: der Tobacco and Artillery Club, gegründet 1711.»Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er zu der bezaubernden Lida, während sie den Plattenweg entlangschritten.Im Klub fragte Eustace nach Sir Mortimer Maxwell, gab sich selbst als »Eustace Digby« aus und wurde die breite Treppe in das den Klubmitgliedern vorbehaltene Speisezimmer hinaufgeleitet -überall Mahagoni und dunkelbrauner Teppichboden -, wo Sir Mortimer an einem Tisch saß, Brötchen auf das blütenweiße Tischtuch krümelte und eine undefinierbare Abart von Martini trank die mächtig nach Wermut roch. Sir Mortimer, ein untersetzter, breitschultriger, gut angezogencr Mann mit weißem Haar und ebensolchem Schnurrbart, roten Wangen und roter Nase, hatte das Aussehen eines ehemaligen Militärs und jetzigen Gewohnheitstrinkers "nd seine Augen waren dementsprechend verschwiemelt, als er den Blick hob, um zu sagen: »Ah, Eustace.«»Sir Mortimer.« Die Männer schüttelten sich die Hände, und Eustace sagte: »Darf ich bekannt machen - Miss Lida Perez Sir Mortimer Maxwell.« Lida knickste, wie sie es in der Klosterschule gelernt hatte. Die meisten Männer im Raum spähten mittlerweile zu ihr herüber, bis auf die, deren Interesse von dem kecken neuen Pikkolo in Anspruch genommen war.»Sehr erfreut«, murmelte Sir Mortimer. Er war zu müde für Sex. Eustace und I .ida nahmen am l isch Blatz, Eustace wandte sich an den Kellner, um Gin und Wasser für sich selbst und Rum und Coca-Cola für Eida zu bestellen. Dann meinte er erläuternd: »Eida ist Morthne? brachte eine mitfühlende Miene zustande.Mit Nachdruck und lauter, als es die Umgebung verlangte, verkündete Lida: »Mein Volk wird unterdrückt!« Ihre Augen funkelten, ihre kohlschwarzen Haare glänzten, ihre Zähne blitzten. Sie war eine echte lateinamerikanische Schönheit: Feuer und Eis.Sir Mortimer musterte sie mit erschöpfter Überraschung. »Wie bitte?«»Mein Volk ist unterdrückt!«»Ah.« Sir Mortimer nickte, einen sehnsüchtigen Ausdruck im Gesicht. »Wenn ich das doch auch von dem meinen sagen könnte.« Er wandte sich an Eustace: »Am Telefon deuteten Sie an, Sie hätten etwas Lohnendes für mich.«»Oh, die Sache wird Ihnen gefallen«, versetzte Eustace und rieb sich heiter lächelnd die Hände.»Das will ich stark hoffen.« Sie schwiegen sekundenlang, während der Kellner die Geränke servierte, dann fuhr Sir Mortimer fort: »Um offen zu sein, alter Junge, ich sitze auf dem trockenen. Sie werden verstehen, was ich meine, wenn das Essen kommt. Die schlechteste Seezunge in ganz London. Aber sonst nimmt man nirgends mehr meine Unterschrift auf einer Rechnung entgegen.«»Dieser kleine Coup wird das Blatt für uns alle wenden«, versicherte Eustace.»Schießen Sie los.«»Die Geschichte beginnt in Yerbadoro«, sagte Eustace. »Lidas tapferem, kleinem Heimatland«, fügte er, ihren Arm tätschelnd, hinzu.Glücklicherweise trank Lida gerade Rum mit Coca-Cola, so daß sie nicht sprechen konnte. Sie ließ es deshalb mit einem Aufblitzen ihrer Augen bewenden. »Der Präsident von Yerbadoro«, fuhr Eustace fort, »ist ein Mann namens Lynch. Escobar Lynch.« Sir Mortimer zuckte zurück: »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.«Lida stellte ihr Glas aus der Hand und erläuterte: »Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wurde mein Land durch irische Piraten von den Spaniern befreit.«»Ah-hah«, sagte Sir Mortimer."Auszüge aus dem Buch

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