Briefe an Karl Kraus.

181 S. Titelbl. verso mit privater Widmung, etliche Beilagen, ab und an eine Anmerkung bzw. Anstreichung von H.-D. Heilmann, Papier lichtbedingt leicht gebräunt. - Aus Hunderten von Briefen, die Else Lasker-Schüler im Lauf ihres Lebens schrieb, sind die vorliegenden als Denkmal einer seltenen und komplizierten menschlichen Verbindung wertvoll. Else Lasker-Schülers Briefe an Karl Kraus, den Wiener Sprachmeister und Herausgeber der Zeitschrift Die Fackel, wo von 1909-1911 eine Reihe ihrer Gedichte und Aufsätze über sie erschienen, umkreisen vor allem natürlich die gemeinsame Arbeit: die Sprache, die Kunst. Sie bringen damit die eigenen Dichtungen 'und die Schriften des Partners in der Folge ihrer Entstehung laufend ins Gespräch. Sie lassen aus der Fülle der zwischen 1909 und 1924 in Berlin leben-den Künstler eine Reihe bekannter Namen aufklingen. Aber sie bezeugen über die künstlerische Verständigung hinaus auch eine starke menschliche, die sich bei der Dichterin in ungewöhnlichem Vertrauen und Bewunderung und bei ihrem Partner in ständig schützenden, lobenden, helfenden und rächenden Gesten zeigt. Diese menschliche Verständigung ist um so erstaunlicher und für den "Zuhörer um so reizvoller, als sie sich zwischen zwei Personen von so verschiedenem Wesen wie nur möglich vollzieht. Wenn sie trotzdem und trotz mancher zeitweisen äußeren Bedrohtheit über fünfzehn Jahre hin besteht, dann ist das nur als Zeichen ihrer inneren Kraft zu nehmen. Und wenn sie schließlich doch mit der Absage des innigen an den zynischen Partner endet, dann wirkt dieses Scheitern erregend kaum mehr seinem eigentlichen Anlaß nach als vielmehr durch die symbolische Bedeutung, die der Begegnung und Trennung der beiden Partner zukommt.

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