Diätetik und Askese. Zur Dialektik der Aufklärung in Goethes Romanen.

284 S. Einband leicht berieben. - Am Beginn dieser Untersuchung stand ein skandálom der freiwillige Hungertod eines jungen Mädchens und eines Mannes in den besten Jahren und aus den besten Kreisen - ein geradezu atavistisch-asketisches Sterben vor der Zeit, das bislang ebensowenig als solches erforscht worden ist wie die zeitgeistig-diätetischen Arrange-ments in seinem Vorfeld. Grundlegende Fragen sind hier nicht nur für die Wahlverwandtschaften und ihre kulturgeschichtlichen Zusammenhänge offen geblieben, sondern auch für weitere zeitgenössische Texte. In der Tat ist das berühmte Ende von Goethes "bestem Buch" so singular nicht, wie seine Ungeheuerlichkeit vermuten ließe. Ähnlich geheimnisvolle Todesfälle finden sich etwa am Ausgang von Johann Karl Wezeis Roman Wilhelmine Arend oder Die Gefahren der Empfindsamkeit (1782) oder von Wilhelm Heinrich Wackenroders Wunderbarem morgenländischem Märchen von einem nackten Heiligen (1799); und ähnliche Fälle verdüstern auch den Hintergrund von Wilhelm Meisters Lehrjahren: Mariane, Aurelie, Mignon, Sperata und der Harfner verschwinden aus dem Text wie Figuren aus einem Vexierbild. "Wie Kometengestalten ... laufen alle diese Gestalten ... völlig wieder aus dem Systeme heraus und lösen sich als fremdartige Wesen davon ab", diagnostiziert bereits Friedrich Schiller. Wie sehr ihnen allen in diesem Leben nicht zu helfen war, erscheint zu offensichtlich, als daß ihr Tod weitere Nachforschungen ausgelöst hätte. ISBN 3770536061