Aristotoles.

175 S. Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - papierbedingt gebräunt, ansonsten tadelloser Zustand - DER VERTAGTE PROZESS -- Die Flucht aus Athen -- Das Testament -- Die Erben -- Das Janusgesicht -- Der Höhepunkt der attischen Philosophie -- Mythos, Sage und Dichtung -- Die früheren Philosophen -- Platon -- Alexander -- Die fünf Sinne -- Die Erfahrung -- Das Denken -- Der Begriff -- Das Urteil -- Der Satz vom Widerspruch -- Formale Logik -- Die Kategorien -- Der Satz -- Der Syllogismus -- Die Sprache -- Der Irrtum -- Die Forschung -- Der Asklepiade -- Die Kausalität -- Die mannigfaltige Natur -- Das richtige Handeln -- Das glückliche Zusammenleben -- Die Tragödie -- Das Gebet -- DER VERTAGTE PROZESS -- Die Flucht aus Athen -- 11. Juni, 323 vor Christi Geburt. In Babylon ist Alexander der Große im Alter von dreiunddreißig Jahren an einem heftigen Sumpffieber gestorben. Sein Reich hat er «dem Stärksten» vermacht. Nach Tagen trifft die überraschende Nachricht am Piräus ein. Die nationalgesinnten Athener sehen die Stunde der Abrechnung nahen; noch ist aber Vorsicht geboten. Vor kaum zwölf Jahren hat die bedeutendste Stadt Bofotiens, Theben, eine Falschmeldung teuer bezahlt, als die ungeduldigen Thebaner ihre Befreiung feierten, ohne die Bestätigung des Gerüchtes abzuwarten, demzufolge «dieser kleine makedonische Junge», wie ihn Demosthenes schimpfte, nördlich der Donau den Tod gefunden habe. Gewaltmärsche brachten jedoch Alexander in vierzehn Tagen vor die sieben Tore Thebens. Sein Lehrer Aristoteles hatte Alexander Ehrfurcht vor den Dichtern beigebracht: der Makedonier legte zwar Theben in Schutt und Asche, verschonte aber die Tempel und Pindars Haus. Kein Grieche hat die Zerstörung Thebens vergessen, aber die meisten haben sich damit abgefunden, zumal die erfolgreichen Feldzüge, zu denen der junge König mit weniger als 40000 Freiwilligen, mit leerer Kasse, aber mit der bewährten Kombination von schwerer Reiterei und schräger, lanzenstrotzender Phalanx ausgerüstet und in seinem Gepäck ein von Aristoteles mit Anmerkungen versehenes Exemplar der mit sich führend, aufgebrochen war, der politischen Opposition den Wind aus den Segeln nahmen. -- Wenn auch die südlich vom Olymp beheimateten Griechen «aus dieser Gegend», wie Demosthenes zu schmeicheln wußte, «aus dieser makedonischen Pest, nicht einmal einen brauchbaren Sklaven nehmen konnten», einen makedonischen Herrn und Protektor nahmen sie hin. Als es galt, dem neuen Herrscher in Babylon orientalische Verehrung nach persischem Ritual zu erweisen, erniedrigte sich so mancher Grieche zum Höfling. Unter denen aber, die nicht bereit waren, auf Stolz und Würde des freien Griechentums zu verzichten, und sich gegen diesen Stilbruch und seine politische Bedeutung auflehnten, befand sich der königliche Chronist, ein Neffe des Aristoteles und sein Stellvertreter am Hof, Kallisthenes, der seine Kühnheit und seine Absichten mit dem Leben bezahlen mußte.