Jahrbuch für Volkskunde. Sonderdruck. Im Auftrag der Görres-Gesellschaft. 2001.

154 S. Gutes Exemplar. - Adolf Reichwein (1898-1944) -- Klassiker der Pädagogik, -- Vorbild oder bildungshistorische "Schlüsselfigur"?* -- Alexander Hesse -- Vorbemerkung der Red. '. In der volkskundlichen Muséologie kennt man ADOLF REICHWEIN und sein politisches Schicksal, das am damaligen Museum für deutsche Volkskunde in Berlin endete. Auf konspirativem "Dienstwege" ist er 1944 verhaftet und später hingerichtet worden. Darum interessieren wir uns auch für den "eigentlichen" Reichwein und die Stellung von Person und Werk in den gegenwärtigen Diskussionen der Pädagogik. Das "Museum Europäischer Kulturen" (zuvor "Museum für Volkskunde") der Stiftung Museen Preußischer Kulturbesitz in Berlin hat das Andenken an Reichwein wachgehalten mit der Edition seiner "Museumspädagogischen Schriften" (= Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde 4), Berlin 1978, und aus den Reihen der einstigen Mitarbeiter stammen die Erinnerungen von Dr. WOLFGANG SCHUCHARDT: "Begegnungen mit Adolf Reichwein", in: WILFRIED HUBER und ALBERT KREBS (Hgg.): "Adolf Reichwein 1895-1944. Erinnerungen, Forschungen, Impulse". Paderborn u. a. 1981, S. 45-61. Unsere beiden Autorinnen über die Sammlerin GERTRUD WEINHOLD nehmen Bezug auf deren Mitteilung, daß sie 1943 auf Vermittlung Reichweins einen Auftrag erhielt, "Untersuchungen volkstümlicher Textilien und Ostereier im westlichen Teil Weißrußlands" anzustellen. Dies geschah durch das dem Museum inkorporierte und mit der Universität verknüpfte Forschungsinstitut für Volkskunst. Br. -- I. Klassiker? -- ADOLF REICHWEIN ist nicht nur unter Lehrern und anderen, die bildend und er-ziehend ihre Existenz verdienen, wenig bekannt - auch wenn inzwischen zahllose Straßen, Schulen und Volkshochschulen in West- und Ostdeutschland seinen Namen tragen. Nicht daß es je an der Möglichkeit gefehlt hätte, sich über seine Person zu informieren. Reichwein war nie im Wortsinn "vergessen"* 1. Nur fand er nicht jene Resonanz, die er nach heutigem Dafürhalten verdiente. Zum einen hat die Wende zur Empirie im Gefolge des "Sputnik-Schocks" von 1957 generell das Interesse an der Vergangenheit in starke Turbulenzen ge-stürzt, die auch in der Aneignung Reichweins ihre Spuren hinterließen. Zum anderen dauerte es lange, bis sich das kollektive Gedächtnis der Pädagogik zaudernd und zögerlich seiner annahm. (…)