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Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der `Volkstumskampf` im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der Volksgeschichte, einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft, ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die Volksgeschichte suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die völkische und rassische Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der Volksgeschichte und untersucht deren Rolle im Volkstumskampf. Über den AutorDr. Ingo Haar ist Historiker in Berlin. Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v. a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs- und „Eindeutschungsplänen beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum, „Volksboden und „Lebensraum größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen und zu entfernende „Volksfeinde, was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z. B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung, die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v. a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z. B. an der fehlenden Definition der als „völkisch eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z. B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.

Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der `Volkstumskampf` im Osten…

von Ingo Haar Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht

2000 2000 Softcover 434 S. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das B…

gebraucht, sehr gut
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Peruanische Krippen und Retablos aus der Sammlung Carmen Würth Zur Ausstellung auf der Insel Mainau von Hrsg. Museum Würth durch C. S. Weber Maya Machu Picchu Inka südamerikanische Anden Amazonas Titicaca-See Naturwunder Bolivien Cuzco Inti Raymi Zentralperu Machupicchu Inka-Trail Lima Islas de Hornillas Matarani Peruaner Aguas Calientes Quechua peruanischer Regenwald indigene Kulturen Perus archäologische Fundstätten altperuanische Kulturen Nasca-Kultur Cerro Sechín Chavín de Huántar Chan Chan Tiahuanaco peruanische Geschichte Sillustani Pachacámac Cuzco archäologischer Park von Sacsahuamán Tambo Colorado Pisac Racchi die Isla del Sol Titicacasee Ollantaytambo Machu Picchu Tempelanlage

Peruanische Krippen und Retablos aus der Sammlung Carmen Würth Zur Ausstellung auf der Insel Mainau…

von C. Sylvia Weber Museum Würth Verlag: Swiridoff

Auflage: 1., Aufl. (23. Oktober 2007) Auflage: 1., Aufl. (23. Oktober 2007) Hardcover 80 S. 20,6 x 13,4 x 0,6 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Die Publikation gibt einen guten Überblick über die indigene Thematik im Kontext der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, wobei aus verschiedenen Perspe…

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Gruss aus dem Zirkus : historische Zirkuspostkarten .   - ( Ansichtskarte Ansichtskarten sammeln Sammlung Sammler Postkarte Postkarten Aufnahme Geschichte Barnum Bailey Limited Ltd. Circus Maximus Beketow Gebrüder belli Gebr. Bauer Berg Blumenfeld Wwe. Birkeneder  M. Xaver Brumbach Carré Corty-Althoff Fischer Drexler Geisler Gleich Willy Arena Hardung Cyrill Hatlé Herzog Henry Carl Holzmüller Jansly Jung Kaselowsky Klapproth Köcke Kolter-Malmström Krembser Charles Krone Krystall-Palast Leipzig Adolf Landgraf Leiseck Lejsek & Jackson Lipot A. Lobe Lorch Anna Alfred  Maine Malve Mark Maximilian Novello Nock Roberti Kapitän Alfred Schneider Schöbel Schreiber Schumann Max Schwarz Semsrott Sidoli Sperlich Strassburger Zirkusbau Stuttgart Don Mini Traber Voigt Weitzmann-Knie Westfalia P. Wilke Eduard Wulff Paul Zimmer brauch Brauchtum Deutsche Post Briefmarke briefmarken Postwertzeichen Wertzeichen Aufnahmen coloriert colorierte Zeichnung Zeichnungen kolorierte Nachschlagewerk Fotobuch Fotobücher Bildband s/w Photographien schwarzweiss Fotografie Fotografien Aufnahmen Erinnerungen Fotos Photos Grüße Photographie photography postcards Zirkus Circus Zirkusgeschichte Circusgeschichte Geschichte Geschichten fahrendes Volk Arena Show Schau Artist Artisten Artistik Artistenfamilie unterm unter dem Zirkuszelt Zelt Circuszelt Clown Manege Sensation Sensationen Clowns Clownerie Circusdirektor Zirkusdirektor Direktor Dynastie Schausteller Schaustellerwesen Familie Zirkusdynastie Zirkusfreund Zirkusfreunde Circusdynastie Vorführung Vorführungen Trapez Jonglage Jongleur jonglieren Hochseilartistik Drahtseilakt ohne Fangnetz atemberaubend Sensation Sensationen atemberaubende Action Dompteur Künstler Wanderzirkus Wandercircus Wanderkünstler Dompteure wilde Tiere Tier Tierschau Tiershow Seilakt Seiltanz Tanz Tänzerin Seiltänzerin Akrobatik akrobatische Nummer Nummern Akrobat Akrobaten Zoo Variete Komik Zirkusnummer Humor Bildband Attraktion Attraktionen Bühne Bühnenkünstler Bühnenkunst Freizeitvergnügen Öffentliche Darbietungen  Tiger Löwe Löwen Giraffe Giraffen Affe Affen Bär Bären Elefant Elefanten Pferd weisse Pferde Pferdeflüsterer Tierdressur Tierdressuren trainieren dressieren Zoologie Hohe Schule der reitkunst reiten Reiter Kunstreiter Dressur Tierdressur Dressurreiter Dressurreiten Voltigieren Dressuren Ansichtspostkarte Ansichtspostkarten 1900 1890 Jahrhundertwende Brief schreiben 20er 30er Jahre Correspondenzkarte Bildpostkarte grußkarte Grußkarten Motiv Motive Werbung reklame Werbekarte Zirkusunternehmen Plakat Plakate Poster Abbildung Zirkusgebäude Tierdressuren Pferdedressur Zirkuspferd Zirkuspferde Zirkuswagen Tierkäfig Tierkäfige sammeln Sammlung Biographie Erinnerungen Biografie Kabarettist kabarettistische Einlage Theater Ensemble Roncalli Knie Sarrasani Althoff Barum Siemoneit Renz Europa Raubtiere Raubtierdressur Raubtier Tierbändigung Tierbändiger Raubtierdressuren Tierschau Carl Hagenbeck Zoologischer Garten  Gisela und Dietmar Winkler )

Gruss aus dem Zirkus : historische Zirkuspostkarten . - ( Ansichtskarte Ansichtskarten sammeln Sa…

von Gisela Winkler Verlag: Norderstedt : Books on Demand GmbH,

2007. Broschiert, 22 x 17 cm, 132 S., zahlr. Abb., selten . Nur minimale Gebrauchsspuren am Einband, ansonsten sehr gut erhalten! "Postkarten waren ein beliebtes Werbemittel des Zirkus, vor allem in der Zeit von 1900 bis in die 30er Jahre. Ausgewählt wurden Postkarten zahlreicher bekannter und we…

gebraucht, sehr gut
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Das Informationszeitalter, Bd. 2, Die Macht der Identität [Gebundene Ausgabe] von Dr. mult. h. c. Manuel Castells Professor für Stadt- und Regionalplanung Professor für Soziologie University of California Berkeley USA Die Ära der Information Manuel Castells` monumentale Analyse Wie in der Vergangenheit die – erste und zweite – industrielle Revolution, so erweist sich gegenwärtig die informationstechnologische Revolution als allumfassend. Zu sehr durchdringen die Veränderungen der Informationsverarbeitung und der Kommunikation sämtliche Lebensbereiche, als dass sie neutral heissen könnten. Zudem betreffen sie zwar alles und jeden – nur nicht, wenn es um die Segnungen geht, die die neuen Technologien angeblich mit sich bringen. Das Gefälle zwischen Armen und Reichen hat sich nur noch einmal vergrössert, hinzugekommen ist der Riss zwischen den information rich und den information poor. «Wir beobachten», schreibt Manuel Castells, «zeitgleich nebeneinander das Entfesseln der gewaltigen Produktivkräfte der informationellen Revolution und die Konsolidierung schwarzer Löcher menschlichen Elends innerhalb der globalen Wirtschaft, sei es in Burkina Faso, in den South Bronx, in Kamagasaki, in Chiapas oder in La Courneuve. » Wahrlich also, die Wüste wächst, und das nicht auf Grund vorübergehender Mängel, sondern gemäss der ureigensten Logik des Systems. Wie autonom, so Castells, «schalten die globalen Netzwerke des instrumentellen Austauschs Individuen, Gruppen, Regionen und sogar ganze Länder an und ab, je nach ihrer Bedeutung für die Erfüllung der Ziele, die in dem jeweiligen Netzwerk in einem nicht abreissenden Strom strategischer Entscheidungen verfolgt werden». Dennoch – ja vielleicht umso mehr – soll ihre Entwicklung als Gegenstand «der Forschung und nicht des Schicksals» zu begreifen sein, jedenfalls soweit es um den «Bereich bewussten sozialen Handelns und die komplexe Matrix der Interaktion zwischen den technologischen Mächten, die unsere Spezies entfesselt hat, und der Spezies selber» geht, um Soziologie also, um Politik. Illustre Figur Es ist die alte, spätestens seit Marx insistierende Frage, die sich wie einst an die Industriegesellschaft nun also an die «Netzwerkgesellschaft» richtet, nämlich die Frage nach den Möglichkeiten der Partizipation an den Mächten, die die Geschicke der Menschheit bestimmen. Und Manuel Castells scheint wie prädestiniert, diese Frage zu stellen. Vor der Diktatur Francos aus seiner Heimat Katalonien geflohen, forschte und lehrte er zunächst in Nanterre und Paris – just ab Ende der sechziger Jahre, als die Theorie auf die Strasse ging. 1979 dann wechselte er an die traditionell als «links» geltende Universität Berkeley, wo er seitdem als Professor für Soziologie und Stadt- und Regionalplanung firmiert. Daneben war er aber auch als Berater in unmittelbarer Politiknähe tätig, so für die Unesco und die US Agency for International Development, für die Regierungen Brasiliens, Chiles, Ecuadors, Frankreichs, Mexikos, Portugals und Spaniens, für die Europäische Union, für die Volksrepublik China und für Boris Jelzin, während dessen erster Amtsperiode. Castells ist also durchaus eine illustre Figur mit Zugang zu den Hebeln der Macht, und gewiss hat es auch damit zu tun, wenn sein dreibändiges Opus magnum «Das Informationszeitalter» ein erstaunlich hohes Interesse ausgelöst hat«auf der ganzen Welt», wie er selber konstatiert, und «nicht nur in Hochschulkreisen, sondern auch in den Medien und bei den Menschen generell». Das englische Original erschien von 1996 bis 1998; die deutschsprachige Ausgabe ist soeben bei Band II angelangt. Dabei handelt es sich um mehr als eine blosse Übersetzung. Vielmehr hat der Autor noch einmal Hand angelegt, um seine Analysen fast bis zur letzten Minute vor der Jahrtausendwende zu aktualisieren. Insbesondere die jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet der Biotechnologie haben auf diese Weise noch Eingang gefunden. Auch sie tragen ja inzwischen das Moment einer «wachsenden, materiellen ebenso wie methodologischen Verflechtung zwischen der biologischen und der mikroelektronischen Revolution» offen vor sich her. Entsprechend ist diese Beobachtung an sich nicht unbedingt originell zu nennen, und so die Thematik überhaupt. Das Buch, könnte man sagen, ist dennoch besser als der Ruf, der dem Autor vorauseilt«Guru des Informationszeitalters» soll, laut Verlagswerbung, eins der meistgelesenen deutschen Wochenmagazine ihn genannt haben. Nicht dass die grossen Linien, die er aufzeigt, sehr überraschend oder gar sperrig zu nennen wären; und die Menge an Details, die ganze Monumentalität seines Werks – erschlagend wie «Das Kapital» – verdankt sich vorderhand auch nur grosskompilatorischem Fleiss. Aber dieser Fleiss füllt zum einen die sonst bis zum Überdruss bekannten Leerformeln mit Inhalt. Wer spräche heute nicht leicht und gern von «Globalisierung»? Und wer verwechselte sie nicht ebenso leicht mit der Expansion der Märkte über die ganze Welt? Doch eine solche «Weltwirtschaft – also eine Wirtschaft, in der die Kapitalakkumulation unter Einbeziehung der ganzen Welt erfolgt – existierte im Westen wenigstens seit dem 16. Jahrhundert, wie uns Fernand Braudel und Immanuel Wallerstein gelehrt haben. Eine globale Wirtschaft ist etwas anderes», so definiert Castells«Es ist eine Wirtschaft mit der Fähigkeit, in Echtzeit als planetarische Einheit zu funktionieren. » Die Märkte heute sind weltweit «integrierte» FinanzmärkteTransaktionen in Höhe von Milliarden von Dollars «werden in den elektronischen Schaltkreisen auf dem ganzen Globus innerhalb von Sekunden abgewickelt». Das erst berechtigt, die Wirtschaft im Informationszeitalter «global» zu nennen; das erst macht die globale Wirtschaft zu einer «historisch neuen Realität». Kleingedrucktes Zum anderen zeugt die Materialfülle, mit der Castells seine Thesen unterfüttert, von streckenweise gewiss ermüdender, wohl nicht zuletzt deshalb aber selten gewordener Gewissenhaftigkeit. Dass heutzutage alles mit allem – in Echtzeit – zusammenhängt, wer hätte das nicht gewusst? «Netzwerke bilden die neue soziale Morphologie unserer Gesellschaften, und die Verbreitung der Vernetzungslogik verändert die Funktionsweise und die Ergebnisse von Prozessen der Produktion, Erfahrung, Macht und Kultur wesentlich. » Niemand, der diese Präambel des heutigen Gesellschaftsvertrags nicht unterschreiben würde. Castells jedoch hat sich die Mühe gemacht, auch das Kleingedruckte zu studieren. Punkt für Punkt geht er die Fälle durch, in denen die Vernetzungslogik schon konkrete Gestalt angenommen hat, die Aktienmärkte, Ministerräte, Strassenbanden, Drogenkartelle, Fernsehsysteme, Multimedia-Unternehmen und Genlabors ebenso wie das Netz schlechthindas Internet, das schliesslich die «materielle Basis» dafür bereitstellt, «dass diese Form auf die gesamte gesellschaftliche Struktur ausgreift und sie durchdringt». In allen diesen Fällen bestätigt sich, dass die Dynamik der Vernetzung nicht allein aus den Anschlüssen, die hergestellt werden, sondern auch aus der Kluft zu jenen, die ausgeschlossen bleiben, resultiert. Kein Netz ohne Löcher. Eben deshalb regiert die Logik des Netzes uneingeschränkt. Man darf nur die Ausschliessungsmechanismen nicht als ihr Gegenteil, sondern muss sie als Teil derselben begreifen. Dann wird auch deutlich, dass der Prozess der Globalisierung und eine vormals ungeahnte Blüte «kommunaler Landschaften» nur scheinbar im Widerspruch zueinander stehen. In der Netzwerkgesellschaft gewinnt die «Macht der Ströme», wie Castells pointiert, «Vorrang gegenüber den Strömen der Macht». Dadurch verlieren die Institutionen, die «einstmals die Zivilgesellschaft der Industrieära ausgemacht haben» – der Staat, die Kirchen, Parteien, Gewerkschaften –, an Relevanz. Die «globalen Eliten, die den Raum der Ströme bevölkern», spotten dieser früheren, «legitimierenden Identitäten» auf der Siegerseite von Reichtum, Macht und Information ebenso wie die Verlierer, die auf ihr Ausgeschlossensein durch den «Ausschluss der Ausschliessenden» reagieren. Es sind «Widerstands-Identitäten», die so entstehen. Nach Castells bestimmen vor allem sie die aktuelle Lage, und wenn er neben den Kämpfen um territoriale Identität, neben Umweltschützern, Feministinnen und wieder erwachten Familiensehnsüchten auch die Konjunktur nationalistischer und fundamentalistischer Bewegungen als Beispiele analysiert, kann er sich heute wohl noch grösserer Aufmerksamkeit als beim Erscheinen des Originals gewiss sein. Der neue Nationalismus mobilisiert ein Zugehörigkeitsgefühl zu «Nationen jenseits des Staates». Das macht seine aktuelle Gefährlichkeit aus; sein Widerstandspotenzial und zugleich seine Fähigkeit, ins Zeitalter der Globalisierung zu passen. Ähnlich, mahnt Castells, ist der islamische Fundamentalismus «keine traditionalistische Bewegung», sondern «in Wirklichkeit hypermodern». Wenn man denn schon einen Feind in ihm sehen soll, täte man also gut daran – wie bereits Carl Schmitt empfahl –, zu erkennen, wie sehr die Bedrohung, die von ihm ausgeht, vorab «die eigene Frage als Gestalt» vor Augen führt. Die Gegenwart insgesamt kennzeichnet ein Mangel an «Projektidentitäten», wie Castells die Formierung neuer zivilgesellschaftlicher Einheiten nennt. Kann sein, dass sie sich irgendwann aus den derzeitigen Widerstandsformen herausbilden werden. Aber hier mag sich Castells noch nicht so recht festlegen. «Nichts besagt, neue Identitäten müssten auftauchen, neue soziale Bewegungen müssten die Gesellschaft neu erschaffen und neue Institutionen würden wieder aufgebaut, hin auf die lendemains qui chantent. » Bis auf weiteres herrscht der «Gegensatz zwischen nicht identifizierten Strömen (samt ihren Nutzniessern) und gegeneinander abgeschlossenen Identitäten». Verwüstung also, hier wie dort. Und die insistierende Wahrheit, dass das kein Wunder ist. Denn natürlich«Die Macht regiert noch immer die Gesellschaft; sie prägt und beherrscht uns noch immer. » So sehr sie sich auch in vielerlei Hinsicht geändert hat, scheint sie in anderer Hinsicht doch immer ganz die Alte zu bleiben. Bernhard Dotzler Perlentaucher. de Buchnotiz zu Die Tageszeitung, 20. 11. 2001 Für den Leser dieses Bandes tut sich ein neuer Kontinent auf, schreibt Rezensent Robert Misik. Der Autor bietet seiner Ansicht nach auf 632 Seiten eine brillante Synthese der Umwälzungen, die durch das Internet entstanden sind. Die Welt entwickelt sich anders als früher, lehre CastellsSie lasse sich nicht mehr nach industrialisierter Welt und Entwicklungsländern unterscheiden - jetzt gehe es um online oder offline. Es sei eine regelrechte Netzwerkmentalität entstanden, übermittelt der Rezensent, von der ebenso Großkonzerne wie Globalisierungsgegner profitierten. Auch warnende Hinweise hat Misik dem Werk entnommenDie neue Technik ist noch lange nicht neutral, nur weil unterschiedlichste Interessenten sie nutzen könnten. Castells belege seine Ausführungen mit einer Fülle von Zahlen, Daten und Statistiken, ohne banal zu werden. So gelinge es ihm, die Gegenwart auf neuartige Weise einzufangen, lobt der Rezensent.

Das Informationszeitalter, Bd. 2, Die Macht der Identität [Gebundene Ausgabe] von Dr. mult. h. c. M…

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von Dr. mult. h.c. Manuel Castells Professor für Stadt- Verlag: Vs Verlag

Auflage: 1 (August 2002) Auflage: 1 (August 2002) Hardcover 600 S. 24,9 x 18 x 3,2 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Informationsverarbeitung Kommunikation Informationstechnologie Unesco US Agency for International Development Die Ära der Information Manuel Castells` monumentale Analyse Wie in de…

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Der Mut zur Kreativität [Gebundene Ausgabe] Tiefenpsychologe Tiefenpsychologie humanistische Psychologie Existenzialpsychologe Tiefenpsychologen Psychotherapeut Psychotherapie Daseinsanalytiker Existenzphilosophie Kreativitätsforschung Kreativität Kreativitäts-Training Künstler Kunst Psychodynamik Der Mut zur Kreativitaet Rollo May Junfermann Junfermannsche Verlagsbuchhandlung Übersetzer Brigitte Stein Maße 215 x 140 mm Einbandart Leinen ISBN-10 3-87387-273-0 / 3873872730 ISBN-13 978-3-87387-273-8 / 9783873872738 Vor 100 Jahren wurde der Psychotherapeut und Philosoph Rollo May geboren. Einerseits steht er für für eine „humanistische Psychologie“, andererseits gehört er in die Gruppe der Existenzialpsychologen. Der US-Amerikaner Rollo May ist einer der bekannten Tiefenpsychologen und Psychotherapeuten der Gegenwart. Er steht zum einen für eine „humanistische Psychologie“, die – angesiedelt zwischen Psychoanalyse und Behaviorismus – den Menschen weder durch seine Triebbedürfnisse noch durch Reflexmechanismen hinreichend bestimmt sieht. Zum anderen gehört er in die Gruppe der Existenzialpsychologen und Daseinsanalytiker, die Existenzphilosophie und Phänomenologie in die Tiefenpsychologie zu integrieren suchen. Dabei hat Alfred Adler einen größeren Einfluss auf sein Denken als Sigmund Freud. Die Grundannahmen der Existenzialpsychologie übernimmt May nicht einfach aus Europa, sondern passt sie den Verhältnissen in den USA an, wo etwa William James und John Dewey als Vorläufer existenziellen Philosophierens gelten. Seine gut lesbaren Bücher stellen zahlreiche Bezüge zwischen Kunst und therapeutischer Praxis her. Rollo May wird am 21. April 1909 in Michigan geboren. Er studiert Psychologie und Philosophie, ist zunächst in Wien, dann in New York Schüler Alfred Adlers. Einen Teil seiner Lehranalyse absolviert er bei Clara Thompson, einer Schülerin Sándor Ferenczis. In den 30er-Jahren kommt er mit der „interpersonellen Psychiatrie“ Harry Stuck Sullivans in Berührung und schließt sich in Washington dem William-Alanson-White-Institut an, wo er mit Erich Fromm und Frieda Fromm-Reichmann zusammenarbeitet. Bald wird er einer der führenden Vertreter der Washington School of Psychiatry und gibt mit anderen die von Sullivan gegründete „Zeitschrift für das Studium zwischenmenschlicher Beziehungen“ heraus. Als er in den 40er-Jahren an seiner ersten großen Arbeit schreibt, erkrankt er an Tuberkulose und verbringt eineinhalb Jahre in einem Sanatorium. 1950 erscheint „The Meaning of Anxiety“ (deutsch: „Antwort auf die Angst“). Freuds Ausführungen – Angst als Wiederauftauchen von unterdrückter Libido und Angst als Reaktion des Ich auf den drohenden Verlust eines geliebten Objekts – hält May für wertvoll. Doch Freud beschreibt auf der Ebene der Theorie, wie Angst entsteht. Weit mehr beeindruckt May der dänische Philosoph Søren Kierkegaard, der in der Angst den Kampf lebendigen Seins gegen das Nichtsein sieht. Während Freud viel über Angst weiß, schreibt Kierkegaard auf der existenziellen Ebene: Er kennt die Angst. Sie ist eine Schlüsselkategorie in seinem Denken – sein einflussreicher Essay „Der Begriff Angst“ erscheint 1844. Angst hat nichts mit Furcht zu tun; sie bezeichnet das Gefühl, das den Menschen befällt, wenn er sich inmitten des Daseins entdeckt, umgeben von den Naturmächten außerhalb seiner selbst und in sich selbst. Kierkegaard bestimmt sie als „Schwindel der Freiheit“. Weil sie zugleich Abschreckendes und Anziehendes enthält, nennt er sie eine „sympathetische Antipathie und eine antipathetische Sympathie“. So ist Angst kein Affekt unter anderen wie Lust und Traurigkeit, sondern ein Merkmal des Menschen, das in seiner Existenz als solcher gründet. Dieses Verständnis der Angst verdeutlicht den Unterschied zwischen Angst und Furcht. Die Unterscheidung ist May zufolge „weder eine Frage des Grades noch der Intensität der Erfahrung. Die Angst, die man empfindet, wenn ein Mensch, den man sehr schätzt, auf der Straße an einem vorübergeht, ohne ein Wort zu verlieren, ist (. . . ) nicht so intensiv wie die Furcht, die man erlebt, wenn der Zahnarzt den Bohrer in die Hand nimmt, um einem empfindlichen Zahn zu Leibe zu rücken“. Kurt Goldstein hebt hervor, dass wir Angst nicht „haben“, sondern „sind“. Demnach ist Angst der subjektive Zustand des Individuums, das sich bewusst wird, dass es sich selbst und seine Welt verlieren kann, dass es „nichts“ werden kann. Dieses Nichts, das sich von allem Seienden grundsätzlich unterscheidet, fasst Martin Heidegger als das Sein: In der Angst bekundet sich das Sein als solches. Sie reißt den Menschen aus seiner Eingenommenheit durch das Seiende und macht ihm klar, dass er einsam und heimatlos ist. Auch für Heidegger ist Angst das Grundphänomen menschlicher Existenz, Ausdruck der radikalen Vereinzelung. May hält beide Ebenen – die theoretische Freuds und die existenzphilosophische – für notwendig. Daher weist der existenzielle Ansatz theoretisch-wissenschaftliche Entdeckungen nicht zurück, sondern versucht, diese Entdeckungen auf eine philosophisch begründete Basis zu stellen. Existenzielle Psychotherapie gründet demnach „in der Annahme, dass man eine Wissenschaft vom Menschen aufbauen kann, in der man ihn nicht , fragmentarisiert‘ und seine Menschlichkeit zerstört, indes man Studien an ihm betreibt. Sie vereinigt Wissenschaft und Ontologie“ („Existence. A New Dimension in Psychiatry and Psychology“ 1958). In seiner Studie über die Angst lediger Mütter findet May heraus, dass nicht – wie er zunächst glaubt – die Ablehnung durch ihre Mütter bei den jungen Frauen Angst bewirkt, sondern „Ablehnung, die verleugnet wird“: Die „proletarischen Mütter lehnten ihre Kinder zwar ab, aber sie suchten das nie zu verbergen“. Die jungen Frauen aus der Mittelschicht wurden dagegen „von Müttern abgelehnt, die vorgaben, sie zu lieben“. Die bekannten Abhandlungen zur Angst ergänzt May um die Lehren des späten Otto Rank, der die stärkste Angsterfahrung in der Trennung des Individuums von den Normen und Gewohnheiten seiner sozialen Umgebung sieht. Rank zufolge ist diese angstvolle Loslösung jedoch notwendig, um sich zu einem eigenständigen Lebewesen zu entwickeln. Erstmals 1969 in seinem zweiten bedeutenden Werk „Love and Will“ (deutsch: „Der verdrängte Eros“) und 1983 in „Freiheit und Schicksal“ setzt May sich mit dem Verhältnis des modernen Menschen zu Liebe und Sexualität auseinander. Hermann Hesse hatte bereits 1925 der Liebe in der modernen Welt die „Rolle (. . . ) eines nebensächlichen Lustfaktors“ attestiert, „zu dessen Regelung einige hygienische Rezepte genügen“. May sieht in dem Versuch, in sexuellen Beziehungen Intimität und Gefühle zu vermeiden, einen „neuen Puritanismus“. Ihm zufolge ist eine Psychologie der Sexualität ohne eine Psychologie der Liebe nicht vollständig. Dabei betont er das Tragische der Liebe: Wir erfahren die Endlichkeit unseres Daseins und werden uns unserer Sterblichkeit bewusst. Dennoch könnten wir in der Liebe ein Gefühl von Ewigkeit erleben. „Dämonisch“ sind für May Funktionen und Affekte, die den ganzen Menschen beherrschen können – neben Eros und Sexualität etwa Zorn, Wut und Machthunger. Schon Kierkegaard bestimmte das „Dämonische“ als Unfreiheit, als die stummen Zonen eines Menschen, die „Wort werden wollen“. Wesenhaft monologisch, wird der „Dämon“ durch den Dialog gebannt. Auch für May ist der Dialog das beste Mittel, Außer- und Unbewusstes ins Leben einzufügen. Den zweiten Teil seines Werks widmet er der Psychologie des Willens. Vor dem Hintergrund der Phänomenologie betont May die menschliche Freiheit. Seelisches ist immer intentional, das heißt gerichtet auf etwas: „Der Wille ist die Fähigkeit, das eigene Ich so zu organisieren, dass eine Bewegung in eine bestimmte Richtung oder auf ein bestimmtes Ziel hin erfolgen kann. Der Wunsch ist das imaginative Spiel mit der Möglichkeit eines Aktes oder Zustandes. “ Schließlich hängen Liebe und Wille eng zusammen: Ohne Liebe sind Erkenntnis und Wollen undenkbar, wie wir wohl auch besser lieben und erkennen können, wenn wir zielgerichtet wollend mit der Welt verbunden sind. Eine Vermittlung zwischen den beiden Polen Macht und Ohnmacht sieht May in der Haltung des Rebellen, die Albert Camus in seinem Buch „Der Mensch in der Revolte“ beschreibt. Anders als der Revolutionär will der Rebell nicht über andere herrschen: „Der Rebell fordert, dass seine Identität respektiert wird. Er kämpft um die Bewahrung seiner intellektuellen und geistigen Integrität gegenüber den repressiven Ansprüchen seiner Gesellschaft. (. . . ) Durch die ganze Menschheitsgeschichte (. . . ) zieht sich dieser dialektische Prozess zwischen Individuum und Gesellschaft (. . . ) („Die Quellen der Gewalt. Eine Analyse von Schuld und Unschuld“ 1972). Im Künstler sieht May den Prototyp dieses „lebensfreundlichen Rebellen“. Psychoanalytische Begriffe wie „Verdrängung“ und „Übertragung“ sind nach May nicht überzeugend. Verdrängung könne nur auf der „tiefergehenden Bedeutungsebene der Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen“ verstanden werden. Das Unbewusste definiert er nicht länger als verborgenes Reservoir von Impulsen, Gedanken und Wünschen, die von der Gesellschaft abgelehnt werden, sondern als „Potenzial für Erkennen und Erleben, das ein Mensch nicht verwirklichen kann oder nicht verwirklicht“. Übertragung sieht er als „verzerrte Form der Begegnung“. Carl Gustav Jung hat darauf hingewiesen, dass sich in einer erfolgreichen Therapie sowohl der Patient als auch der Therapeut verändere. Wenn der Therapeut nicht offen für Veränderung ist, wird es auch der Patient nicht sein. May zufolge fehlte der Tiefenpsychologie ein Konzept der „ganzheitlichen Begegnung“. Hierbei betont er die Präsenz: Der Therapeut ist nicht bloß schattenhafter Reflektor, sondern sucht das Dasein des Patienten so weit möglich zu verstehen und zu erleben, in Ludwig Binswangers Worten „eine Existenz, die mit einer anderen kommuniziert“. „Der Patient braucht ein Erlebnis, keine Erklärung“, formuliert Frieda Fromm-Reichmann. Freud stand der Beratung in der Therapie ablehnend gegenüber: „Vor allem wünschen wir unabhängige Entscheidungen seitens des Patienten zu erreichen. “ May zufolge ist Beratung niemals Argumentation, und eine Persönlichkeit wird nicht durch Ratschläge transformiert („Die Kunst der Beratung“ 1991). Da Berater/Therapeuten nur durch sich selbst wirken können, muss dieses Selbst ein effektives Instrument sein. Dazu gehört auch, was Adler den „Mut zur Unvollkommenheit“ nannte. So bauen Therapeut und Klient als einmalige Persönlichkeiten ein unverwechselbares „Beziehungskunstwerk“, in dem sie ihre je eigene Wahrheit entdecken können. May lehrte an mehrere Universitäten. Einige seiner Bücher erzielten hohe Auflagen. Bei dem Versuch, seine weltoffene Tiefenpsychologie mit einem religiösen Hintergrund zu verbinden, stand ihm der Theologe und Freund Paul Tillich zur Seite. 1994 ist Rollo May 85-jährig in Tiburan, Kalifornien, gestorben.

Der Mut zur Kreativität [Gebundene Ausgabe] Tiefenpsychologe Tiefenpsychologie humanistische Psycho…

von Rollo May Übersetzer Brigitte Stein Verlag: Junfermann Junfermannsche Verlagsbuchhandlung

1991 1991 Hardcover 135 S. 56,6 x 14,4 x 1,6 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Maße 215 x 140 mm Einbandart Leinen ISBN-10 3-87387-273-0 / 3873872730 ISBN-13 978-3-87387-273-8 / 9783873872738 Tiefenpsychologe Tiefenpsychologie humanistische Psychologie Existenzialpsychologe Tiefenpsychologen Psyc…

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Sämtliche Beiträge aus dem `Miesbacher Anzeiger` 1920/21 [Gebundene Ausgabe] von Ludwig Thoma (Autor) Wilhelm Volkert

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Kreuzers Gartenpflanzen-Lexikon. Band 2 Bd. 2, Stauden, Gräser, Farne, Wasserpflanzen [Gebundene Ausgabe] Landwirtschaft Gartenbau Forstwirtschaft Staude Stauden Sumpfpflanze Wasserpflanze Botanik Flora Blattstrukturstauden Garten Gärten Agrarwirtschaft Biologie Ökologie Staudengärtner Gärtner Pflanzenschutz Schnittblume Topfpflanze Johannes Kreuzer

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Das musikalische Opfer: Johann Sebastian Bach trifft Friedrich den Großen am Abend der Aufklärung [Gebundene Ausgabe] Literatur Biografien Erfahrungsberichte Aufklärung Bach, Johann S. Biografien Erinnerungen Bach, Johann Sebastian Biografie Erinnerungen Doppelbiographie Friedrich der Große Friedrich II. König von Preußen der Große Berichte Erinnerung Sachbücher Geschichte Biografien Autobiographien Sebastian Bach James R. Gaines (Autor), Reinhard Kaiser (Übersetzer) Johann Sebastian Bach König von Preußen Friedrich der Große Potsdam Protestant göttliche Gaben machiavellistischer Herrscher aufgeklärter Monarch Liebe zur Musik fugale Improvisationen eine sechsstimmige Fuge extemporieren Doppelbiographie eines musikalischen und eines militärischen Genies Geschichte eines kulturellen Konflikts zwischen Religion und Aufklärung zwischen Glauben und kalter, rationalistischer Skepsis Erbe der Reformation machtpolitische Herausforderungen der Neuzeit Dramaturgie literarische Architektur einer FugeBeispielbild für diese ISBN

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von James R. Gaines Verlag: Ab - die Andere Bibliothek

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Kreuzers Gartenpflanzen-Lexikon. Band 2 Bd. 2, Stauden, Gräser, Farne, Wasserpflanzen [Gebundene Ausgabe] von Johannes Kreuzer (Autor)

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von Johannes Kreuzer Verlag: Thalacker

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Verfall und Untergang des Römischen Reiches [Gebundene Ausgabe] von Edward Gibbon (Autor), Johann Sporschill (Übersetzer) Vorwort Dero A Saunders Original-Titel: The Decline and Fall of the Roman Empire

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von Edward Gibbon Verlag: Eichborn Verlag

Auflage: 1 (25. Juni 2004) Auflage: 1 (25. Juni 2004) Hardcover 612 S. 21 x 13 x 4 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Vom Tod Marc Aurels bis zur Eroberung Konstantinopels erzählt Edward Gibbon von Verfall und Untergang des Römischen Reiches, eines Weltreichs, das sich über den ganzen Mittelmeerra…

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