Arma armoris, Sprachbild und Bildsprache der Liebe.

Mit Widmung der Autorin. Umschlag leicht berieben, sonst gutes Exemplar. - Römische Barockkunst ist nicht ohne einen ihrer wichtigsten Auftraggeber, Kardinal Scipione Borghese, nicht ohne die von den Bologneser Malern entwickelte Neudefinition des künstlerischen Selbstverständnisses und sicherlich nicht ohne einen auffälligen Widerspruch zu denken: unter den zensurgeübten Blicken des gegenreformatorischen Klerus behaupten sich sensualistische Lyrik und erotische Sujets der bildenden Kunst. Um so bemerkenswerter ist, daß die höfische Kultur des Kardinals bislang unerforscht, das kunsttheoretische Traktat des Caracci-Schülers Francesco Albani unbeachtet und die Debatte über das Verhältnis von bildender Kunst und philosophisch-literarischen Texten über Liebe und Sexualität im Neuplatomsmus steckengeblieben ist. Der vierteilige Olbilderzyklus, den Albani für Scipione Borghese fertigte, der ihm Folgeaufträge verschaffte, welche ihm über die Grenzen Italiens hinaus zu Ruhm verhalfen, verlangt, allen drei Aspekten nachzugehen. Eingehende Analysen exemplarischer, von Petrarca bis G. Marino reichender Texte und meist unpublizierter, im unmittelbaren Umkreis Scipiones entstandener Dichtung erlauben erstmals den Nachweis, daß und wie ganz unterschiedliche Modelle der "richtigen" Liebe diskutiert, gegeneinander ausgespielt und mit öffentlich vertretenen Moralvorstellungen, die sich zugleich als unabdingbarer Bestandteil Borghesischer Herrschaftsglorifizierung herauskristallisieren lassen, in Übereinstimmung gebracht werden. Auf wie raffinierte Weise Albani diesen offiziösen Vorgaben nachkommt, bleibt das eigentliche Phänomen. In Vorwegnahme der später verschrift-lichten Kunsttheorie nimmt er sich qualitativ neue Freiheiten heraus: Verfremdung und Neukombination kanonischer Traditionen der Mythographie schlagen sich in ebenso überraschenden wie unkonventionellen Bilderfindungen und Sprach"bildern" nieder. Ein entscheidender Schritt in der Emanzipation der Malerei vom autoritären Text als Motivvorlage zeitigt seine Konsequenzen in der bildgewordenen Vieldeutig-keit: Indiz eines neuen Selbstverständnisses des Malers als Dichter.