Heptameron 72 vergnügliche Erzählungen von Margarete von Navarra mit Illustrationen von Ota Janecek

gebrauchsspuren, einband an den kanten bestoßen, papiergebräunte seiten und schnitt, OU mit läsuren. DER MARGARETE VON NAVARRA.Heptameron.bildet mit seinen 72 Erzählungen für uns ein getreues Sittengemälde der Renaissance. Erstaunlich ist die Frische der Sprache, die in der naiven Art der Erzählung den ganzen ursprünglichen Reiz durch Jahrhunderte bewahrt hat. Margarete, als Tochter Karls von Orleans und der erst vierzehn Jahre alten Luise von Savoyen im Jahre 1492 geboren, war sehr gebildet; schon in jungen Jahren konnte sie sich in Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Spanisch und natürlich Französisch unterhalten, in späteren Jahren stand sie im Briefwechsel mit den großen Geistern ihrer Zeit. Als literarisches Vorbild der Autorin, die in zweiter Ehe den König Heinrich von Navarra geheiratet hatte, ist das De-kameron des Boccaccio unverkennbar. Margarete hat das Werk des großen Italieners in vollendeter Form auf die französischen Verhältnisse transponiert, oft sehen wir dabei die politischen und sozialen Verschiebungen der Renaissance durchscheinen. Voller Witz und Geist, mit überlegener Toleranz ist sie als Gemahlin des Königs über die Sittenlosigkeit ihrer Zeit zweifellos gut unterrichtet nicht nur eine Repräsentantin, sondern ebenso eine aufrichtige Chronistin der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, und sie weist dabei insbesondere auch auf die veränderte Stellung der Frau hin.Wir wissen, daß unsere Autorin sich auf ihren vielen Reisen Notizen gemacht hat und daß zumindest ein großer Teil ihrer Erzählungen auf wahren Begebenheiten beruht. Die Menschen der Renaissance waren Menschen voll Fleisch und Blut, die in den menschlichen Leidenschaften nur eine natürliche Erscheinung sahen, und so steht im Mittelpunkt der Erzählungen auch häufig die leidenschaftliche Liebe. Geschrieben zur Unterhaltung der das Leben genießenden Privilegierten ihrer Zeit, ist das Heptameron noch heute eine vergnügliche und reizvolle Lektüre, bei der uns ein künstlerisch hervorragend gestaltetes Stück der großen Weltliteratur begegnet. In unserer Neuausgabe reflektieren die Illustrationen von Ota Janecek den subtilen Reiz der Erzählungen auf ergötzliche Weise. ERSTER TAG Am ersten Tag wird von üblen Streichen berichtet, die Frauen den Männern und Männer den Frauen spielten. Erste Geschichte. Die Frau eines Prokurators erhöhrt aus Habgier den Bischof von Sees, und da sie mit ihm nicht besser zufrieden ist als mit ihrem Gemahl, findet sie Mittel und Wege, den Sohn des Generalstatthalters von Allen^on zu ihrem Liebhaber zu machen, den sie aber einige Zeit später durch ihren Mann elend ermorden läßt. Dieser wird schließlich (obwohl ihm für diesen Mord Vergebung zuteil wurde J mit einem Geisterbeschwörer auf die Galeeren geschickt. Zweite Geschichte. Die Frau eines Maultiertreibers aus Amboise stirbt lieber eines grausamen Todes durch die Hand ihres Knechtes, als seinen schändlichen Gelüsten zu willfahren. 24 Dritte Geschichte. Die Königin von Neapel rächt sich für die Untreue ihres Gemahls mit einem Edelmann, dessen Frau die Geliebte des Königs ist. Diese Freundschaft dauert ihr ganzes Leben lang, ohne daß der König jemals auch nur den geringsten Verdacht schöpft. Vierte Geschichte. Ein junger Edelmann erkennt in einer Dame ausbestem flandrischem Haus, der zweimal verwitweten Schwester seines Herrn, eine ungewöhnlich entschlossene Frau, und er will prüfen, ob ein ehrbarer Liebesantrag ihren Unwillen erregen würde. Da er aber eine Antwort erhält, die seine Hoffnungen zunichte macht, versucht er, ihr mit Gewalt beizukommen, doch sie weiß sich seiner sehr gut zu erwehren. Auf den Rat ihrer Ehrendame hin tut sie, als hätte sie die gewaltsamen Absichten des Edelmannes nicht gemerkt, und entzieht ihm nach und nach ihre Gunst, die sie ihm bislang erwiesen. So büßt er durch seinen tollen Übermut den ehrbaren und häufigen Umgang ein, den er früher mehr denn jeder andere mit ihr hatte pflegen dürfen. Fünfte Geschichte. Zwei Franziskanermönche aus Nyort, die im Hafen von Coulon den Fluß übersetzen, wollen der Schifferin, die sie fährt, Gewalt an tun. Sie jedoch, schlau und geistesgegenwärtig, versteht es, sie durch schöne Worte hinzuhalten, indem sie ihnen verheißt, was sie begehrten; sie führt sie aber hinters Licht und überantwortet sie der Gerechtigkeit. Die beiden werden ihrem Oberen ausgeliefert, damit er sie bestrafe, wie sie es verdienen.Zehnte Geschichte. Florida widersteht nach dem Tod ihres Mannes dem Drängen Amadours, der ihrer Ehre beharrlich zusetzt, und geht schließlich als Nonne ins Kloster Jesu. ^7 ZWEITER TAG A m zweiten Tag erzählt ein jeder, was ihm gerade in den Sinn kommt. Elfte Geschichte. Ah Madame de Roncex bei den Franziskanern von Thouars weilt, verspürt sie ein so dringendes Bedürfnis, daß sie gar nicht erst nachschaut, ob der Sitz des Abortes sauber ist, und steh an einen so schmutzigen Ort hinsetzt, daß ihr Gesäß und ihre Kleider ganz besudelt werden. Sie ruft laut um Hilfe, auf daß eine Frau sie säubern komme, wird aber von Männern bedient, die sie nackt und in einem übleren Zustand sehen, als eine Frau sich zeigen kann. 99 Zwölfte Geschichte. Der Herzog von Florenz, der einer Dame die Zuneigung, die er für sie empfindet, nie hat enthüllen können, vertraut sich einem Edelmann, dem Bruder dieser Dame, an und bittet ihn, ihm zu helfen, ihre Gunst zu erringen; dieser verspricht es nach einigem Zögern, doch nur zum Schein, denn er tötet ihn in seinem Bett, und das in dem Augenblick, da der Herzog hofft, die Frau zu besiegen, die er für unbesiegbar gehalten hat. Indem er seine Heimat von einem Tyrannen befreit, rettet er sein Leben und die Ehre seines Hauses. Dreizehnte Geschichte. Der Kapitän einer Galeere, der eine Dame sehr verehrt, schickt ihr einen Diamanten, sie aber sendet ihn an seine Frau weiter; dadurch bewirkt sie geschickt, daß der Kapitän sein Gewissen erleichtern kann und zwischen ihm und seiner Frau wieder Frieden und Eintracht herrschen. Fünfzehnte Geschichte. Dank der Gunst des Königs Franz heiratet ein einfacher Edelmann seines Hofes eine sehr reiche Dame, um die er sich jedoch wegen ihrer zarten Jugend und auch deshalb, weil sein Herz anderwärtig gebunden ist, so wenig kümmert, daß sie zunächst versucht, ihm zu gefallen, und sich dann aus Verdruß und Verzweiflung mit einem anderen über die schlechte Behandlung ihres Gatten zu trösten weiß. Sechzehnte Geschichte. Eine Dame aus Mailand, Witwe eines italienischen Grafen, ist entschlossen, nicht mehr zu heiraten und auch nie wieder zu lieben, wird aber drei Jahre hindurch so eifrig von einem französischen Edelmann umworben, daß sie ihm, nachdem er ihr die Beständigkeit seiner Liebe bewiesen hat, schließlich gewährt, was er so ersehnte; und die beiden schwören einander ewige Liebe und Freundschaft.Siebzehnte Geschichte. König Franz, dem geraten wurde, den GrafenWil-helm aus seinem Land zu jagen, weil dieser angeblich gedungen und bestochen worden sei, ihn zu töten, läßt sich nicht anmerken, daß er von seinem Vorhaben weiß, und spielt ihm einen so schlauen Streich, daß der Graf den König um seine Entlassung bittet und sich somit selbst des Landes verweist.Vierzehnte Geschichte. Um sich an einer grausamen Dame aus Mailand zu rächen, freundet sich Herr de Bonnivet mit einem italienischen Edelmann an, den sie liebt, der jedoch bis dahin außer freundlichen Worten und der Zusicherung, geliebt zu werden, nichts von ihr erlangt hat. Um das Ziel seiner eigenen Wünsche zu erreichen, gibt er ihm einen so guten Rat, daß ihm die Dame gewährt, worum er sich so lange bemüht hat. Das berichtet der Edelmann Bonnivet, der sich Haar und Bart stutzen läßt und, ähnlich gekleidet wie jener Edelmann, um Mitternacht darangeht, seine Rache zu vollbringen. Dies hat zur Folge, daß die Dame, da sie von ihm erfährt, was er im Schilde führt, um sie zu gewinnen, ihm gelobt, der Liebe der Männer Italiens zu entsagen und fortan bei ihm zu bleiben.DRITTER TAG Am dritten Tag wird über Damen gesprochen, die in der Liebe kein anderes Ziel anstrebten als Ehrbarkeit, sowie über die Heuchelei und Niedertracht der Mönche. 13C Einundzwanzigste Geschichte. Rolandine, die bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr unverheiratet blieb und weiß, wie lieblos ihr Vater und wie ungnädig ihre Herrin ihr gesinnt sind, verliebt sich in einen unehelich geborenen Edelmann und verspricht ihm ihre Hand. Dies kommt ihrem Vater zu Ohren, der nun alles daransetzt, diese Ehe zu lösen. Sie jedoch beharrt in ihrer Zuneigung bis zum Tod ihres Mannes, und erst als sie über diesen Gewißheit erlangt, heiratet sie einen Edelmann, der ihr ebenbürtig ist. Zweiundzwanzigste Geschichte. Schwester Marie Heroet, die vom Prior des Klosters Saint-Martin des Champs mit unkeuschen Anträgen verfolgt wird, weist mit Hilfe Gottes seine heftigen Anfechtungen zurück, zur großen Schande des Priors und zu ihrer eigenen Ehre. Dreiundzwanzigste Geschichte. Die allzu große Ehrfurcht, die ein Edelmann aus Périgord dem Orden des heiligen Franziskus entgegenbringt, hat zur Folge, daß er, seine Frau und ihr Kindlein eines elenden Todes sterben. Vierundzwanzigste Geschichte. Elisor, der so verwegen ist, der Königin von Kastilien seine Liebe zu gestehen, wird von ihr auf die Probe gestellt und so grausam behandelt, daß ihm daraus zuerst Schaden, letzten Endes aber Nutzen entsteht. Fünfundzwanzigste Geschichte. Ein junger Fürst sucht seinen Advokaten auf unter dem Vorwand, mit ihm über seine Angelegenheiten sprechen zu wollen, beschäftigt sich dabei aber sehr heimlich mit dessen Frau, so daß er erreicht, was er begehrt. Sechsundzwanzigste Geschichte. Auf den Rat einer klugen Frau und aus brüderlicher Liebe zu ihr entsagt Herr von Avannes der törichten Liebe zu einer Edelfrau aus Pampeluna. Siebenundzwanzigste Geschichte. Ein Sekretär, der die Frau seines Gastgebers und Freundes mit unehrenhaften und unerlaubten Liebesanträgen verfolgt, glaubt, sie gewonnen zu haben, da sie tut, als schenke sie ihm willig Gehör. Sie jedoch ist so tugendhaft, daß sie mit dieser List seine Hoffnungen zerstört und seine Niedertracht ihrem Mann verrät.Achtundzwanzigste Geschichte. Bernard du Ha führt listig einen Schreiber hinters Licht, der glaubt, ihn angeführt zu haben. Neunundzwanzigste Geschichte. Ein Pfarrer wird durch die unverhoffte Rückkehr eines Bauern überrascht, als er sich gerade mit dessen Frau ergötzt, und er findet schnell ein Mittel, um sich zum Schaden des biederen Mannes aus der Klemme zu ziehen, so daß dieser nichts erfährt. Dreißigste Geschichte. Ein junger Edelmann, etwa vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, glaubt, mit einer der Zofen seiner Mutter zu schlafen, schläft in Wirklichkeit mit dieser selbst, und sie bringt neun Monate nach dieser Tat ihres Sohnes eine Tochter zur Welt, die er zwölf oder dreizehn Jahre später heiratet, ohne zu wissen, daß sie seine Tochter und gleichzeitig seine Schwester ist; und auch sie weiß nicht, daß sie ihren Vater und Bruder zum Gemahl genommen hat.VIERTER TAG Am vierten Tag wird hauptsächlich von tugendhaftem Ausharren und langem Warten erzählt, mit dem Damen ihre Ehegatten gewannen; ebenso über die Klugheit, welche Männer ihren Frauen gegenüber an den Tag legten, um die Ehre ihres Hauses und ihrer Nachkommenschaft zu bewahren. Einunddreißigste Geschichte. Ein Franziskanerkloster wird mitsamt den Mönchen, die es bewohnen, niedergebrannt, und zwar zum ewigen Angedenken an die Grausamkeit eines Barfüßers einer Edelfrau gegenüee-in die er verliebt war. Zweiunddreißigste Geschichte. Bernage wird Zeuge, mit welcher Geduld und Demut eine deutsche Edelfrau die seltsame Buße hinnimmt, die ihr Ehemann ihr wegen ihrer Untreue auf erlegt hat, und er bringt ihn dn-ru daß er das Vergangene vergißt, sich seiner Frau erbarmt, sie wieder zu steh nimmt und noch sehr schöne Kinder mit ihr hat. Dreiunddreißigste Geschichte. Die Scheinheiligkeit und Niedertracht eines Pfarrers, der unter dem Deckmantel der Heiligkeit seine Schwester schwängert, wird durch die Klugheit des Grafen von Angouleme auf-gedeckt und auf sein Geheiß gerecht bestraft.Vierunddreißigste Geschichte. Zwei Franziskaner erlauschen ungebeten ein Geheimnis, und da sie die Worte eines Metzgers falsch verstehen, bringen sie ihr Leben in Gefahr. 273 Fünfunddreißigste Geschichte. Die Meinung einer Dame aus Pampeluna, die glaubt, geistliche Liebe sei nicht gefährlich, und die sich daher große Mühe gibt, die Gunst eines Franziskaners zu gewinnen, wird durch die Klugheit ihres Gatten gründlich widerlegt; dieser läßt sich nicht anmerken, daß er von ihrer Liebe weiß, und bringt sie dahin, den auf den Tod zu hassen, den sie früher liebte, so daß sie wieder mit Leib und Seele nur ihrem Mann angehören will. 278 Sechsunddreißigste Geschichte. Ein Präsident aus Grenoble rächt sich mit Hilfe eines Salates an einem seiner Schreiber, in den sich seine Frau verliebt hat, und rettet die Ehre seines Hauses. Siebenunddreißigste Geschichte. Madame de Loué versteht es, durch ihre große Geduld und ihr unerschütterliches Ausharren ihren Mann so zu gewinnen, daß er seinem schlechten Lebenswandel entsagt, wonach die beiden dann in größerer Liebe zusammen leben als zuvor. Achtunddreißigste Geschichte. Eine Bürgersfrau aus Tours vergilt die schlechte Behandlung ihres Mannes mit so viel Güte, daß er seine Geliebte verläßt, die er sich unbekümmert gehalten hat, und zu seiner Frau zurückkehrt.Neununddreißigste Geschichte. Der Herr von Grignaulx befreit sein Haus von einem Spuk, der seine Frau so peinigte, daß sie volle zwei Jahre nicht darin wohnen wollte.Vierzigste Geschichte. Die Schwester des Grafen von Jossebelin heiratet ohne Wissen ihres Bruders einen Edelmann, den jener töten läßt, obwohl er sich ihn oft als Schwager wünschte, hätte er aus einem ebenbürtigen Haus gestammt; und sie verbringt den Rest ihrer Tage in großer Langmut, strenger Selbstüberwindung und völliger Abgeschiedenheit.FÜNFTER TAG Am fünften Tag wird über die Tugend der Mädchen und Frauen gesprochen, die mehr ihre Ehre vor Augen hatten denn ihre Sinnenfreude; ebenso über jene, die das Gegenteil taten, sowie über die Einfalt einiger anderer.Einundvierzigste Geschichte. In der Christnacht begibt sich ein Fräulein zu einem Franziskaner, um zu beichten, und er erlegt ihr eine so seltsame Buße auf, daß sie sie nicht annehmen will und ohne Absolution weggeht.Ihre Herrin erfährt davon, läßt den Mönch in der Küche auspeitschen und schickt ihn dann gefesselt und geknebelt zu seinem Oberen zurück. Zweiundvierzigste Geschichte. Ein junger Prinz verliebt sich in ein Mädchen, von dem er, obwohl sie aus ärmlichen und bescheidenen Verhältnissen stammt, nie erlangen kann, was er gern möchte, so sehr er sich auch darum bemüht. Als der Prinz ihre Tugendhaftigkeit und Keuschheit erkennt, läßt er von seinem Vorhaben ab, um sie ihr Leben lang aufs höchste zu achten; er erweist ihr viele Wohltaten und verheiratet sie mit einem seiner Diener. Dreiundvierzigste Geschichte. Jambicque, die den Ruhm der Welt höher stellt als ihr Gewissen, will sich vor den Menschen anders zeigen als sie in Wirklichkeit ist; ihr Freund und Verehrer jedoch deckt ihre Scheinheiligkeit mit Hilfe eines kleinen Kreidestriches auf und enthüllt so ihre Falschheit, die zu vergeben sie sich bemüht hat.Vierundvierzigste Geschichte. Weil ein Franziskaner die Wahrheit nicht verschweigt, schenkt ihm der Herr von Sedan ein doppeltes Almosen, so daß er statt eines Ferkels zwei bekommt.Zweiundfünfzigste Geschichte. Als ein Apothekergeselle hört, daß ein Advokat und ein Edelmann auf fremde Kosten speisen wollen, läßt er einen hartgefrorenen Scheißdreck, in ein Stück Papier gewickelt, als wäre es ein Stück Zucker, aus dem Ärmel fallen; der Edelmann hebt das Ding vom Boden auf und steckt es in seine Brusttasche; dann geht er er in ein Wirtshaus, um zu frühstücken, verläßt es aber bald wieder, nicht ohne die Zeche bezahlt und selbst die Schande erlitten zu haben, die er dem armen Gehilfen zugedacht hatte.Dreiundfünfzigste Geschichte. Madame de Neufchastel bringt durch ihr Doppelspiel den Fürsten von Beihoste so weit, daß er sie auf die Probe stellt, wodurch sie beschämt wird.Vierundfünfzigste Geschichte. Die Frau des Thogas, die überzeugt ist, ihr Gatte liebe nur sie allein, heißt es gut, daß ihm ihre Kammerzofe die Zeit vertreibt, und sie lacht, wenn er die andere mit ihrem Wissen und vor ihren Augen küßt.Fünfundfünfzigste Geschichte. Die Witwe eines Kaufmannes erfüllt den letzten Willen ihres Gatten, indem sie seine Verfügungen zu ihrem Vorteil und zum Nutzen ihrer Kinder auslegt. Sechsundfünfzigste Geschichte. Eine fromme Dame wendet sich an einen Franziskaner und bittet ihn, ihrer Tochter zu einem guten Gatten zu verhelfen. Sie behandelt ihn so zuvorkommend, daß der ehrwürdige Vater, da er hofft, zu dem Geld zu gelangen, das sie ihrem Schwiegersohn geben will, ihre Tochter mit einem seiner jungen Ordensbruder vermählt, der jeden Abend zu seiner Frau kommt, um mit ihr zu speisen und zu schlafen, und am Morgen, als Scholar verkleidet, wieder rr. Kloster zurückkehrt; dort erblickt ihn eines Tages auch seine Frau una zeigt ihn, wie er gerade die Messe liest, ihrer Mutter; diese will mcki glauben, daß er es sei, bis er dann wieder im Bett liegt und sie ihn du Nachtmütze vom Kopf reißt, so daß sie an der Tonsur die Wahrheit und den Betrug ihres Beichvaters erkennt.Siebenundfünfzigste Geschichte. Ein englischer Mylord war sieben Jahre lang in eine Dame verliebt, ohne daß er gewagt hätte, es ihr einzugestehen, bis er sie eines Tages auf einer Wiese sieht, erbleicht, die Fassung verliert und von heftigem Herzklopfen befallen wird; da erbarmt sie sich seiner und legt ihre behandschuhte Hand auf sein Herz. Während er ihr seine Liebe erklärt, drückt er sie so stark, daß anstelle ihrer Hand ihr Handschuh an seine Brust gepreßt bleibt. Den Handschuh läßt er dann mit Edelsteinen besetzen und trägt ihn stets auf seinem Waffenhemd über dem Herzen. Er bleibt ihr treuer und ehrbarer Anbeter und erbittet niemals eine größere Gunst von ihr.Achtundfunfzigste Geschichte. Ein Edelmann, der allzu leichtfertig an die Wahrheitsliebe einer Dame glaubt, die er beleidigt hat, indem er sie ?wegen einer anderen sitzenließ, gerade als sie ihn am innigsten liebte, ?wird von ihr durch ein falsches Stelldichein hinten Licht geführt und zum Gespött des ganzen Hofes gemacht. 406 Neunundfünfzigste Geschichte. Als dieselbe Dame sieht, daß ihr Gatte Anstoß daran nimmt, daß sie Verehrer hat, mit denen sie sich in aller Ehre die Zeit vertreibt, lauert sie ihm so geschickt auf, daß sie entdeckt, wie er mit einer ihrer Zofen kost, die sie nun überredet, ihrem Gatten zu gewähren, was er von ihr begehrt. Schlau ertappt sie ihn dann bei einem so argen Fehltritt, daß er wohl oder übel bekennen muß, er verdiene größere Strafe als sie; so kann sie fortan leben, wie es ihr gefällt. 410 Sechzigste Geschichte. Ein Pariser erkundigt sich nicht genau nach seiner Frau, die er für tot hält, während sie sich`s mit einem königlichen Kantor gut gehen läßt, und er heiratet noch einmal, muß aber seine zweite Frau, obwohl er mit ihr mehrere Kinder hat und vierzehn oder fünfzehn Jahre mit ihr lebte, verlassen, um seine erste Frau wieder aufzunehmen.SIEBENTER TAG Am siebenten Tag wird über Menschen gesprochen, die das Gegenteil dessen taten, was sie tun sollten oder wollten.Einundsechzigste Geschichte. Ein Gatte söhnt sich mit seiner Frau aus, nachdem diese vierzehn oder fünfzehn Jahre mit einem Domherrn aus Autun zusammen gelebt hat. Zweiundsechzigste Geschichte. Ein Fräulein erzählt einer vornehmen Dame unter erfundenem Namen eine Geschichte und verplappert sich so gründlich, daß ihre Ehre dadurch für alle Zeiten befleckt bleibt.Dreiundsechzigste Geschichte. Daß sich ein Edelmann ein Abenteuer versagt, um das sich alle seine Gefährten bemühen, wird ihm als große Tugend angerechnet, und seine Frau achtet und liebt ihn fortan noch viel mehr als zuvor. Vierundsechzigste Geschichte. Eine Dame stellt fünf oder sechs Jahre hindurch die Liebe eines Edelmannes auf die Probe, und als sie einen noch größeren Beweis fordert, treibt sie ihn so zur Verzweiflung, daß er ins Kloster geht. Nun ist es zu spät, ihn zurückzugewinnen."Auszüge aus dem Buch

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