Blick auf Pakistan , Tagebuch und Skizzenblock von Richard Christ und Karl-Erich Müller

guter Zustand. Essayist, Kritiker und Herausgeber; Sohn eines Industriekaufmanns, Abitur, Hilfsarbeiter, Betriebsfunkredakteur in den Leunawerken, 1951-1956 Studium der Germanistik ; danach Redakteur in Gewerkschaftszeitschriften und Lektor im Verlag Tribüne; seit 1970 schreibt er Feuilletons für die Weltbühne. Sein Spezialgebiet sind Kurzerzählungen. Immer fehlt was (1971) enthält satirische Kurzprosa. Feuilleton ist bei Christ immer - eine brillant und amüsant verfaßte Lektion der Lebensweisheit...Die Aufzeichnungen, mit denen sich der Leser auf Reisen in ein südasiatisches Land begibt, entstanden in ihrem Kem während eines dreieinhalbwöchigen Studienaufenthalts in der Islamischen Republik Pakistan. Er wurde ermöglicht durch ein Kulturabkommen zwischen unseren Ländern. Ein Buch über Pakistan, seine (wenn auch noch junge) Geschichte, seine problemreiche Gegenwart, geschrieben nach einem Aufenthalt von nicht einmal einem vollen Monat? Ich hielte es für sachlich fragwürdig und für literarisch unredlich. Andrerseits: Wie wenig wissen wir über Pakistan. Und wie selten kommt eine Gelegenheit, zwischen Khaiber-Paß und Karatschi Eindrücke zu sammeln, sie rasch zurückzutragen und unabgestanden wiederzugeben. Die Umrisse eines Landes anzudeuten, das in vielen Bereichen der entschiedenste Gegensatz ist zu dem, was wir von unserem Land und Leben gewohnt sind ? wenigstens das, dachte ich, sollte als Reiseergebnis möglich sein, wenn die geeignete Form benutzt wird. Das Reisetagebuch bot unter allen Arten literarischer Prosa die beste Eignung. Es folgt keiner Konzeption, setzt keine Schwerpunkte, ist ohne Ehrgeiz nach Vollständigkeit oder Systematik, sondern erfaßt und reflektiert die durchs Datum unterteilten Abläufe eines Aufenthalts, vermerkt Begegnungen, registriert Eindrücke, kommentiert sie gelegentlich. Seine Anlage ist von streng kalendarischer Struktur; denn wie der neue Tag unaufschiebbar dem vergangenen folgt, reihen sich die Eintragungen zwangsläufig aneinander, oft nicht zu Ende gedacht und gebracht, was eine entfernte, aber wirklich nur sehr entfernte Verwandtschaft mit dem Essay vermuten läßt - der übrigens ebensowenig auf den subjektiven Ton verzichten könnte wie das Diarium. In dreieinhalb Wochen kann einer viel oder wenig erleben, weniger oder mehr begreifen, es hängt nicht vom Reisenden allein ab. In jedem Fall bleibt eine Unmenge offen. Manche Themenkomplexe, im Vorübereilen allenfalls gestreift, wollte ich wenigstens in ihrer Problemstellung andeuten und dazu pakistanische Meinungen zitieren. Zu diesem Zweck sind die Tagebucheintragungen ergänzt durch (meist gekürzte) Auszüge aus pakistanischen Tageszeitungen und Zeitschriften. Soweit ich sehe, liegt in der Belletristik unseres Landes bisher nichts vor, was den Leser mit Südasiens Islamischer Republik bekannt macht. Vielleicht kann dieses Reisetagebuch einen ersten Blick auf Pakistan vermitteln. Meinem Reisegefährten und Freund, dem Hallenser Maler und Grafiker Karl-Erich Müller, möchte ich danken, daß er sein Skizzenbuch zur Verfügung gestellt hat. Ich konnte auf unserer Reise lernen, wie manches durchs Bild wirksamer auszudrücken ist als durch das Wort und wie beide einander zum Vorteil des Lesers ergänzen können."Auszüge aus dem Buch

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