Publizist und Schriftsteller (1806-1879). Eigenh. Brief mit Ort, Datum und U. ("Dr. Dräxler Manfred").

8°. 3 S. auf Doppelblatt. Karl Ferdinand Dräxler veröffentlichte wie auch hier gerne unter dem Pseudonymen "Dräxler-Manfred". Von 1834 bis 1836 redigierte er das ‚Brockhaus'sche Pfennigmagazin' in Wien, wodurch er mit vielen Autoren bekannt wurde. Nach mehreren Reisen ließ er sich 1845 in Darmstadt nieder und wurde Dramaturg des dortigen Hoftheaters. Bis 1852 leitete er die Redaktion der ‚Darmstädter Zeitung'. Und er war Herausgeber von ‚Die Muse. Blätter für ernste und heitere Unterhaltung' und von 1845 bis 1856 des Almanach das ‚Rheinische Taschenbuch'. Darüber hinaus war er auch als Autor tätig. - Hier schreibt Dräxler mit großer Sicherheit an Ferdinand von Gall (1809-1872). Gall wechselte 1846 als Intendant vom Großherzoglichen Hoftheaters Oldenburg an das Königliche Hoftheater in Stuttgart. Er war mit seinem Anspruch, dem Publikum mehr als nur Unterhaltung zu bieten, grundlegend für die neue bürgerliche Theaterkultur, erlebte aber dadurch auch Anfeindungen und Intrigen. Seine ‚Vorschläge zu einem Deutschen Theater-Cartel' legten den Grundstein für den Deutschen Bühnenverein, den er mit Karl Th. Von Küstner 1846 gründete. - Dräxler wirbt in unserem Brief für die Aufführung seines Stückes: "Marie-Anne oder: Ein Weib aus dem Volke". Schauspiel in fünf Acten nach Dennery und Mallian, da er bereits Honorar vom Stuttgarter Theater erhalten hatte: /// "Verehrter Herr Baron! // Nach Ihrem freundlich offenen mündlichen Geständniß über das arme "Weib aus dem Volke" und nach der gänzlichen Stille, welche über die Aufführung dieses Stückes in Stuttgart herrscht, zürnen Sie mir wohl nicht, wenn ich mich mit einer höflichen Bitte an Sie wende. Dieser Bitte lege ich zuvörderst die Dokumente der Aufführung in Oldenburg bei, wo man noch länger als in Dresden damit gezögert hat und endlich doch einen, unerwarteten completen Erfolg gewann. Sie haben gewiß selbst Nachrichten aus Oldenburg; nun weiß ich wohl daß das, was jetzt dort geschieht, nicht mehr für Sie maßgebend sein kann: allein das Faktische - und bei einem ruhigen zum Classischen hingeleiteten Publikum - könnte doch eine kleine Widerlegung Ihrer Besorgnisse sein; und ein so durchgebildeter Mann wie Sie zürnt gewiß nicht, sich widerlegt zu sehen. // Jetzt m. verehrt. Hr. B., sind Sie Vorstand eines süddeutschen Theaters, worin das Publicum aus leichtbeweglichen Elementen besteht und das "Volk" auf einmal seinen Urtheil an der Scene haben möchte. Geben Sie ihm die arme Sünderin "Marianne" hin, und Sie werden sehen, es wird sich freuen. // Moralisch ist das Stück ja durch und durch, und wenn Sie selbst - seine Kunsttendenz misbilligen, so ist die Intendanz ja hundertfach gerechtfertigt dadurch daß es überall gegeben und namentlich in Süddeutschland eine außerordentliche Aufnahme fand. Frau Dessoir [Therese Dessoir (1810-1866), Schauspielerin am Hoftheater Mannheim] war eine vortreffliche Repräsentantin in Mannheim; gönnen Sie ihr die Freude eine solche Paraderolle auch in St. reiten zu dürfen und sich dadurch Ihrem Institut zu verwerthen. // Sie wissen ja selbst, daß man nicht täglich Classisches geben kann und vollends bei einer Bühne, wo der Sinnenkitzel der Oper und des Ballets gar viele ernstere Tendenzen paralisirt, da ist oft im Jahre Simon und Juda [das gemeinsam gefeierte Fest der Apostel Simon und Judas Thaddäus] , der Son will sein Opfer haben und wirft dafür Goldsand an's Ufer. // Ich habe noch einen speziellen Grund, der mich zu dieser Bitte drängt. Man hat mir das Stück von Stuttgart aus bereits am 9. März - wenn auch sehr bescheiden - honorirt. // […] Sie haben ja Sonntage, an welchen der große Haufen berücksichtigt sein will: vielleicht findet sich einer für diese Novität - und die Schauspieler werden mit dem Resultate gewiß so zufrieden wie die Cassa sein. […] - Seite 1: Am oberen Rand wohl Bearbeitungsnotizen von anderer Hand: (links:) "Drexler Manfred" / (in der Mitte:) "21" / (rechts:) "scrt. [scripsit] 1. Dec. 46". - Kleine Verletzung am Rand, ohne Buchstabenverlust, sonst sehr gut. - Ganzer Text gerne auf Anfrage.