Die goldene Vier ein Roman von Eduard Fiker. mit Textillustrationen von Heinz Weber

gebrauchsspuren, einband an den kanten bestoßen, papiergebräunte seiten und schnitt, OU mit starken läsuren. O-Titel: Zlatá ctyrka Draußen vor dem Fenster jagt der Vorfrühlingswind den Schneeregen in Wellen vor sich her, doch in meinem Büro ist es ruhig und warm. Das bißchen Zigarettenqualm schadet nichts, er schafft wenigstens die richtige Atmosphäre. Graublau schwebt der Rauch in der vom Kaffeeduft gesättigten Luft. Manch ein Hygieniker würde ernsthaft daran Anstoß nehmen, doch es ist bei mir nun mal so, daß ich gerade in dieser Atmosphäre meinen Gedanken so richtig freien Lauf geben kann.Vor mir auf dem Schreibtisch liegt eine neuangelegte Akte. Ich hatte Vasek Nebesky nicht gerade besonders ins Herz geschlossen. Aber ich kenne ihn gut, diesen Unglücksraben. Er ist Oberleutnant bei uns. Ich denke, daß er Ihnen gefallen würde. Er ist dreißig Jahre alt, ein hochgewachsener, hübscher Junge mit vielen guten und anziehenden Eigenschaften.Etwas allerdings passiert eines Tages jedem von uns. nämlich, daß wir uns verlieben. Und dann kann der Fall eintreten, daß wir nicht mehr die gleichen sind, die wir vorher waren. Es gibt eine Erkenntnis, die man ohne weiteres in dem allgemein anerkannten Sprichwort zusammenfassen kann: "Viel Liebe schadet der Vernunft." Oder auch umgekehrt: "Viel Vernunft schadet der Liebe." Ich möchte gern wissen, wie es mit Vasek Nebesky ist. Welches dieser kostbaren Dinge bei ihm wohl am meisten gelitten hat?Es war immer schon so, daß sich die Mädchen nach Vasek umschauten. Aber soviel ich weiß, mußte er doch der Marta nachlaufen. Die hatte es ihm angetan. Seit dem Augenblick, da er mit ihr das erste Wörtchen gesprochen hatte, bis zu dem Zeitpunkt, da er in meiner Akte auftauchte, waren acht glückliche Monate verflossen. Ich meine damit, daß sie für die beiden glücklich waren. Ich weiß nicht, wann sie sich zum ersten Mal geküßt haben. Man kann doch nicht überall dabei sein. Eigentlich standen sie schon vor der Hochzeit. Diese hätte für sie wohl kaum mehr bedeutet als eine Legalisierung ihres Verhältnisses.Vasek hatte mir Marta Valterovä gelegentlich vorgestellt. Ein etwas subtiles, reizendes Mädchen, das muß man zugeben. Sie war als Sekretärin im Konsulat eines befreundeten Staates beschäftigt. Arbeit hatte sie dort genug. Der Oberleutnant Vasek Nebesky hatte auch alle Hände voll zu tun. Bei unserem Dienst kommt man manchmal eine ganze Reihe von Nächten nicht ins Bett.Marta Valterovä war tatsächlich eine Schönheit, die "etwas für sich" hatte. Tch schätze, daß das vor allem an ihrer Intelligenz lag. Schon wenn sie den Mund auftat, merkte man es. Die Bewegungen ihrer Lippen, die verhaltenen und sicheren Gesten, das Lächeln an der Stelle, wo es hingehörte, die gut gesetzten Worte ? nicht zuviel und nicht zuwenig. Sie hatte einen beschwingten Gang, und deshalb schienen ihre Beine noch zehnmal schöner, als sie wirklich waren. Ich meine damit nicht den elastischen Gang einer Tänzerin, die sich beim Gesellschaftstanz schrecklich ungeschickt anstellen kann. Es war etwas an-deres. Vasek Nebesky pflegte zu sagen, daß ihm, als er eines Tages über die Straße ging, gerade ihr Gang so gut gefallen hat. Und weil wir gerade dabei sind: Ich möchte Ihnen sagen, daß es überhaupt nicht darauf ankommt, was ich mag oder nicht mag. Das ist für diese Geschichte völlig belang-Sie ? Erzähler Sie mir, es kommt nicht darauf an, wie ich bin und wie ich au sehe. Die Hauptsache ist, daß ich alles weiß und daß ich Ihnen erzählen kann, wieviel Arbeit wir hatten, bevor wir es erfuhren. Ich denke, daß es eine ziemlich tolle Geschichte ist.Stellen Sie sich vor, daß eines Abends um neun Uhr Oberleutnant Nebesky im Klub ein Rendezvous mit Marta Valterovä hatte, daß er dort eine halbe Stunde wartete und nicht wußte, was er tun sollte, als Marta nicht kam. Er rief einmal im Konsulat an, ob sie dort mit irgendeiner Arbeit aufgehalten werde, und noch dreimal in ihrer Wohnung. Aber weder hier noch dort meldete sich jemand. Vaäek gehört zu jener Gattung der Verliebten, die sich über jede Kleinigkeit beunruhigen. Aber er meint, daß man ihm seine Unruhe nicht ansieht. Das nützt ihm nichts. Im Klub ? besonders unter dem Personal ? wußte man sehr gut, daß er auf sein Mädel wartet, und jeder sah ihm an, wie unruhig er in seinem Innern war. "Auszüge aus dem Buch

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