Ein Fragment des Samyuktagama aus den "Turfan-Funden" (M 476). [Aus: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Jg. 1956, Nr. 3]. …

S. 45-53, 1 Taf. Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Einband etwas gebräunt, sonst ein tadelloses Exemplar. - Aus dem Text: Eine Erleichterung bei der Herausgabe fragmentarischer buddhistischer Sanskrittexte aus den Handschriftenfunden in Chinesisch-Turkistan bedeuten die häufig anzutreffenden Wiederholungen innerhalb eines Textes. Die buddhistische kanonische Literatur bietet nur wenig, was nicht in leichter Abwandlung des Wortlauts zwei- oder dreimal vorgebracht würde. Es ist, als ob ein Fortschreiten in den Darlegungen nur unter steter Wiederholung von etwas schon Gesagtem zustande kommen könne. Dieser Umstand bietet dem Herausgeber von Handschriftenbruchstücken eine willkommene Hilfe, insofern er vielfach eine entweder gar nicht oder bloß fragmentarisch erhaltene Stelle auf Grund der Wiederholung eines Satzes oder Satzteiles ergänzen kann. Die kanonische Literatur zeichnet sich ferner durch den Gebrauch von Redewendungen aus, die in den verschiedensten kanonischen Texten wiederkehren. „Klischees“, die im Typus gleichartige Geschehnisse mit nahezu gleichbleibendem Wortlaut schildern, sind beliebt. Auch dadurch wird die Rekonstruktion verlorener Textpartien erleichtert. Auf den europäischen Leser mag die durch ständige Wiederholungen hervorgerufene Monotonie der buddhistischen Schriften zunächst befremdend wirken. Man muß bei der Beurteilung dieser Schwächen der buddhistischen Schriften allerdings im Auge behalten, daß sie nicht zum Lesen, sondern zum Vortrag und Gehörtwerden bestimmt waren. Sie fanden bei Predigten und sonstiger mündlicher Lehre Verwendung, wobei Wiederholungen zur Unterstreichung und festeren Einprägung des Gesagten dienten. Ausgeglichen werden die genannten Schwächen gleichzeitig durch einen unverkennbaren Schwung auch der metrisch nicht gebundenen Partien und einen beachtlichen Sprachrhythmus, welcher bei lauter Rezitation der Monotonie erfolgreich entgegenwirkt. - Wikipedia: Ernst Waldschmidt (* 15. Juli 1897 in Lünen; † 25. Februar 1985 in Göttingen) war ein deutscher Sanskritist und Indologe.