H. G. Prager. 9. 10. bis 16. 11. 1975, Museum Folkwang, Essen

[15] Blatt. Einband leicht berieben. Papierbedingt leicht gebräunt. - Heinz-Günter Pragers Arbeiten sind aus Eisen. Industriemetall, genormt die Rohre, exakt zugeschnitten die Platten. Rostiges Eisen, rotbraun, mit samtener Oberfläche. Einer Oberfläche ohne Zeichnung, ohne Kunstanspruch. Ein Material mit Schwerkraft, unhandlich, gewichtig. Ein Material, mit dem man nicht umgehen kann wie mit Pappkarton. Rohrabschnitte, also Zylinder, rechteckig zugeschnittene und rechtwinklig aneinandergeschweißte Platten bilden die Grundfiguren von Pragers Plastiken. Flächiges Material und gleichförmig gerundetes: mathematisch klare Körper und Flächen im Raum. Gelegentlich tritt die Gerade eines Eisenstabs mit quadratischem oder rundem Querschnitt hinzu. Aus diesen allereinfachsten Form-Elementen sind Pragers Arbeiten zusammengesetzt. Zusammengesetzt im ganz wörtlichen Sinn. Denn jedes Teil der Plastik existiert separat, wird zusammengeschoben mit anderen zur plastischen Gruppe, allenfalls einmal geschraubt - nur wenige Konstitutiv wichtige Stücke sind geschweißt (die aneinanderstoßenden rechteckigen Flächen). Dicht sind die Einzelteile aneinandergerückt. Schiitzlos stoßen sie zusammen. Dennoch sind diese plastischen Gruppen keine aus maßgleichen und untereinander austauschbaren Teilstücken komponierte Gebilde. Es sind keine Baukästen, mit denen man spielen könnte. Vielmehr ist jede Arbeit ein Ensemble, das mit immer den gleichen Form- Partnern figuriert und nur mit ihnen funktioniert. Zwar liegt den Gruppen je ein System zugrunde, doch ist es kein Steck-, Austauschoder Spielsystem, das erfunden wurde, um Variabilität mit stets gleichem Grundstoff zu zeigen. Geht es doch nicht einfach nur um die Demonstration der Erscheinung und Darstellung von Primärstrukturen im Raum. Sondern vor allem um das Definieren von Plastik.