El Menologio de Oxford, Exemplar Nr. 121 dt. Kommentar

Das Menologion, ein nach Monaten geordnetes liturgisches Buch der orthodoxen Kirche mit Lebensbeschreibungen von Heiligen für jeden Tag des Jahres, wurde für Demetrios Palaiologos (* 1407; † 1470) geschaffen, den „Despoten“ von Thessaloniki. „Despot“ war ursprünglich ein byzantinischer Gerichtstitel, der den Söhnen oder Schwiegersöhnen der regierenden Kaiser verliehen wurde, besaß also noch nicht seine abwertende Bedeutung von heute. Das Oxford Menologion, benannt nach seinem Aufbewahrungsort, der Bodleian Library in Oxford, ist klein im Format, aber groß im Hinblick auf seine Seltenheit und Kostbarkeit. Es bietet Einblicke in die Religiosität und persönliche Frömmigkeit eines byzantinischen Herrschers im 14. Jahrhundert. Da der verbale Teil auf zwei griechische Texte beschränkt ist, enthält das aufwändig gestaltete Buch vor allem einen Bildkalender mit Heiligen, die nach ihren Festtagen geordnet sind. Die Bilderreihe wird von den Festtagen eröffnet, die dem Leben Christi und der Jungfrau Maria gewidmet sind. Sie schließt mit einem Zyklus, der sich auf den heiligen Demetrios, den Schutzpatron der Stadt Thessaloniki, konzentriert. Insgesamt 368 Einzelszenen verteilen sich über 103 ganzseitige Miniaturen auf hochreflektierendem Goldgrund. Die Verse des metrischen Synaxarions von Nikephoros Kallistu Xanthopulos, einem bekannten kirchlichen Historiker, rahmen die Miniaturen in Rot ein. Obwohl in winzigen Buchstaben wiedergegeben, ist die Aufnahme des Textes bemerkenswert, da seine ursprüngliche Komposition eng mit der Zeit übereinstimmt, in der die Handschrift gestaltet wurde. Zusätzlich zum metrischen Synaxarion endet das Manuskript mit einer Widmung in Form eines jambischen Gedichts in vierundzwanzig Zeilen. Sie erklärt, dass der Codex zum Trost der Seele von Demetrios Palaiologos, dem wahrscheinlichen Mäzen und jüngsten Sohn von Kaiser Andronikos II. Palaiologos, vollendet wurde.