Geschichte des Erzbistums Köln Band IV.

579 Seiten, Karten. Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - sehr guter Zustand - EINLEITUNG -- GEISTIGE UND POLITISCHE UMWELT -- Das Thema dieses Bandes nennt die geistigen Kräfte und die politischen Entwicklungen, unter deren Einfluß die Kölner Kirche vom Ausgang des 17. Jahrhunderts bis ins zweite Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gelebt und gewirkt hat. Aus der politischen Umwelt lassen sich zwei markante Vorgänge nennen, die sich mit dem Amtsantritt des Kölner Erzbischofs Joseph Clemens und dem Amtsverzicht des Aachener Bistumsadministrators Le Camus decken. Die geistige Welt läßt sich kaum zwischen genaue Daten einspannen. Der Barock hatte längst seine prägende Kraft entfaltet, als man das Jahr 1688 schrieb, und die Aufklärung hat über 1814 hinaus bis in die dreißiger Jahre ihren Einfluß ausgeübt. Dennoch sind diese geistigen Potenzen die Pole gewesen, die das theologische und spirituelle Leben der Kölner Kirche in Spannung gehalten haben. -- VOM BAROCK ZUR AUFKLÄRUNG -- Mit dem Wort „Barock“ wird nicht nur jene Epoche der Kunst bezeichnet, die das 17. und 18. Jahrhundert umschließt, sondern auch die Kultur, der Lebensstil dieser Zeit. Man hat den Barock die letzte große Äußerung einer Gemeinschaftskultur des Abendlandes genannt, den Ausdruck für das europäische Weltbild des 17. und 18. Jahrhunderts1. Der Barock erweist sich auf der einen Seite als legitime Weiterbildung der Renaissance, welche die Wende zum Menschen, zur Natur gebracht und den wissenschaftlichen Forschungstrieb im Dienst des Menschen so stark gefördert hat. Die anthropologische Ideologie der Renaissance und des Humanismus wird vom Barock weitergeführt; das Menschliche wird mit allen Kräften der Sinne und des Gefühls ergriffen und übersteigert. Auf der anderen Seite greift der Barock zurück auf mittelalterliche Geisteskräfte, indem er das Transzendentale erneut in das Denken und Fühlen des Menschen hineinstellt. Ein ungeheuer kraftgeladener Sensualismus und zugleich ein Welt und Überwelt verbindender Irrationalismus überlagern den überkommenen anthropozentrischen Individualismus. Von der Bipolarität Diesseits-Jenseits, Endlichkeit-Unendlichkeit erhält das Weltbild des Barock seine ungeheure Spannung. Man hat die Barockkultur als höfisch-klerikal gekennzeichnet „nicht nur, weil an ihrer Formung die Geistlichkeit in erheblichem Maß beteiligt ist, sondern auch, weil deren Denk- und Erlebnisformen stark höfisch bestimmt sind, wie andererseits die Zielsetzung auch der kulturführenden Laien überwiegend geistlich orientiert ist. ISBN 9783761603895