Wandas schöne Schwester. Roman.

287 Seiten, Schutzumschlag Wanda kommt in einer Zeit familiären Leids zur Welt. Charlotte wird ein Jahr später geboren. Sie ist das Wunder. Das ist so. Wanda gewöhnt sich daran, daß ihrer Schwester die Herzen zufliegen. Charlotte tut kaum etwas dazu, man kann ihr daraus keinen Vorwurf machen. So beginnt Elvira Reitze ihren Roman von den ungleichen Schwestern, die Ende der zwanziger Jahre auf einem Gutshof in Mecklenburg zur Welt gekommen sind. Der schöne Schmetterling und die graue Maus bringen NS-Zeit und Krieg irgendwie hinter sich und ziehen ins Nachkriegs-Berlin. Das führen die Amis, wohlgenährt, duftend und strotzend von Wohlhabenheit, ihre deutschen Fräuleins aus. Die haben alles, was andere nicht haben, und bunkern für ihre Familien Wunderdinge wie Büchsenfleisch, Ananas, Erdnußbutter, Schokolade und Milchpulver. Sie lernen die fremde Sprache im Bett und zeigen keine Wirkung, wenn die Kinder im Kiez ihnen "Aminette" nachrufen. Zu ihnen zählt Charlotte, während Wanda sich klug und emsig eine Berufslaufbahn aufbaut - die einer Zeitungsjournalistin. Aber es entgeht natürlich nicht, daß sich Victor, ihre erste große - und einzige Liebe Charlotta zugewandt hat, die sich wiederum in einen anderen verliebt hat. Charlotta stirbt Anfang der sechziger Jahre an einem Gehirntumor. Ihr Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt. Victor und Wanda finden schließlich doch zueinander - nicht zuletzt über Charlottes Kind, das auch Victors ist? Elvira Reitze hat in ihrem neuen Buch sehr viel Autobiographisches einfließen lassen - die Kindheit in Mecklenburg, das Nachkriegs-Berlin, erste Jahre in einer Redaktion. Auch das macht den Reiz dieses packenden Romans aus.