Novalis und Valéry. Ver-Dichtung des Ich 1800/1900

verlagsneu – Die Perspektive dieser Untersuchung muß der einer tradierten Literaturhistorie ungeläufig, wenn nicht befremdlich erscheinen, denn die Konfrontation transzendentalpoetischer Ansätze der Frühromantik (Novalis) mit Positionen des (Post-)Symbolismus (Verléry) führt weg von gängigen Interpretationsmustern, die Valéry lediglich als den Erben Mallarmés einstufen. Eine relecture Valérys jedoch, die die strukturellen Affinitäten seiner Sprach- und Philosophie-Kritik wie seiner Poeto-Logie eines abstrakten Schematismus mit Novalis Denken ernst nimmt, muß sein gesamtes aphoristisches Reflexions-"System" neu taxieren. Systematisch läßt sich nämlich - in Analysen u. a. der monumentalen, auf mannigfache Disziplinen ausgreifenden wissenschaftlichen Cahiers - belegen, daß Verlérys Gedanken um die im Anschluß an Kant und Fichte vermittelte, von ihm aber als transzendental-real aufgefaßte Aufgabe zentriert sind, poietisch das theoretisch Unerreichbare zu konstruieren: die Einheit von Subjektivität. Auf der Basis konziser Auslegung der jeweils bestimmenden egologischen Implikationen revidiert diese Auslegung bisherige Ansätze, sofern sie die Texte beider Dichter als strukturgleich setzt: als Bewegungen einer transzendental-poietisch verdichteten Ich-Konstitution.