Vogelwelt am Wasser von Jan Jirasek, mit graphischer Ausstattung von Jiri Rathousky

gebrauchsspuren, einband an den kanten bestoßen, papiergebräunte seiten und schnitt. Saftiggrüne Wiesen an den Ufern der Teiche winken uns Grüße zu, an lauschigen Stellen bahnen wir uns einen Weg durch hohes Riedgras, üppiges Brombeergesträuch und wilden Hopfen; Föhren-, Erlen- und Birkenhaine an den Ufern und junger Eichenwald nehmen uns auf. Die warme Frühlingssonnc hat die letzten Fröste bezwungen und die kümmerlichen Reste schmutziggrauen Eises, das vor kurzem noch den Fluß in Banden hielt, zum Schmelzen gebracht. Die Pfützen trocknen aus, auf dem Rain erblüht der gelbe Huflattich. Am Teich finden sich Schwärme von Wasscrvögeln ein, die aus dem Süden in die alte Heimat gezogen kommen. Das Männchen der Wildgans läßt ein freudiges Schnattern hören, da es an der Spitze der Seinen auf den heimatlichen Teich niedergeht. Dichte Entenscharen aus dem hohen Norden, Tauchenten, Möwen, Seeschwalben, Taucher und ungezählte andere Vögel führt ihr Flug alljährlich im Frühling durch unsere Gegenden. Die nach Norden ziehenden Gäste rasten hier nur kurze Zeit, bevor sie den weiteren beschwerlichen Weg antreten. Unsere heimischen Teichvögel hingegen sehen sich, kaum zurückgekehrt, nach einer geeigneten Stelle um, wo sie sich dauernd niederlassen können; soll doch nun für einige Monate das unstete Wanderleben zu Ende sein. April und Mai sind die Monate, da die Vögel ihre Ehen schließen. Die Tage sind ausgefüllt mit Balzen, Schwärmen und Hochzeitsflügen, doch bald wird es notwendig, Nistplätze ausfindig zu machen, die zur Wiege der Eier und zum sicheren Heim der Jungen werden sollen. Das Nest ist das Geheimnis jeder Vogelmutter; sie gibt es unter keinen Umständen preis und ist stets bereit, auch das eigene Leben zu seiner Verteidigung einzusetzen, wenn in der Nähe einer der vielen Feinde auftaucht. Wenn wir die Vögel in ihrem Leben und Treiben, in Freud und Leid belauschen wollen, so werden wir schon vom Winter an ungeduldig um die pappelbestandenen Dämme schweifen und auf den schmalen Wiesenpfaden, im dichten, von Salweiden durchsetzten Ufergestrüpp Ausschau halten nach unsern alten Bekannten. Jahr für Jahr werden die im Februar nur schüchtern hervorlugendcn Weidenkätzchen im Ostermond zu großen, mit goldigem Blütenstaub bestreuten "Katzen". Es sind festliche Tage, wenn wir mit dem Fernglas vor den Augen die heimkehrenden Kiebitze, Uferschnepfen und Wasserläufer bewillkommnen können, wenn wir, auf dem "Anstand" hinter dem Teich sitzend, zum erstenmal im Jahr die tiefe Stimme der Rohrdommel vernehmen. Auch den Räuber in diesem Reich, die Rohrweihe, werden wir zu Gesicht bekommen, wenn sie im lauen Frühlingswind über dem sich kräuselnden Wasserspiegel wieder ihre Kreise zieht. Will man das Leben der Vögel kenncnlernen, so muß man sich damit abfinden, daß man so manchen lieben Tag mit Streifzügen durch das Tcichgelände und mit endlosem Warten im Versteck in der Nähe der Nester verbringen wird. Weder der kalte Wind noch die sprühenden Regenschauer im April dürfen uns abschrecken; und wir werden manchmal stundenlang durch sumpfige Wiesen waten. Schon in den ersten milden Frühlingstagen ergrünen die Schäfte der Riedgrasstauden, auf den Wiesenrainen und an den Bächen erstrahlen golden die Dotterblumen. Um diese Zeit verbergen Enten, Kiebitze, Schnepfen und Wasserläufer ihre Nester voll Eier zwischen den schützenden Stauden der emporsprießenden Gräser, von den Erlen und Birken ertönen die Lockrufe der Beutelmeisen. In den Gärten entfalten die Obstbäume ihre Blütenpracht, und aus dem Wasser schießen die spitzen Triebe neuen Schilfes hervor. An sumpfigen Stellen zeigen sich die purpurnen Blüten des Knabenkrautes. Zauberhaft schöne, taufrische Maienmorgen, das frische Grün der Blätter und das melodische Flöten der Pirole begrüßt die ersten Vogelkinder, wenn sie das Licht der Welt erblicken. Unter Aufsicht der Entenmutter watscheln die flaum bedeckten Küken im samtweichen Gras umher, Scharen junger Bläßhühner tummeln sich im Schilf nahe dem Wasser, und die Luft über dem Teich ist erfüllt von dem durchdringenden Kreischen der Möwen, die ihre Jungen füttern. Überall erschallt das krächzende Lied der Rohrsänger, und im seichten Wasser konzertieren noch lange nach Sonnenuntergang Hunderte von Fröschen.Aber ein durchdringendes Summen stört unsere Ruhe. Stechmücken, Fliegen und Bremsen setzen sich auf jede entblößte Stelle der Haut und machen den Aufenthalt im Röhricht nachgerade unerträglich. Je länger und wärmer die Tage werden, desto schlimmer wird die Plage. In der Abenddämmerung sieht man riesige Mückenschwärme, die gleich Wolken über den Buchten schweben, in deren Wassern sich der 5 aufgehende Mond spiegelt. Im Juni und Juli herrscht überall reges Leben. Tief im Rohrdickicht, auf den Tümpeln zwischen Schafthalmen entfaltet sich die wunderschöne Seerose, auf dem weißen Blütenteppich des Wasserhahnenfußes ruhen schlanke Wasserjungfern mit schillernden Flügeln, und da und dort blüht rosarotes Samkraut, einem gepflegten Blumenbeet ähnlich. Die Vogelfamilien schwimmen eine nach der anderen auf den Teich hinaus. Nach der langen Brutzeit müssen die Eltern für Nahrung sorgen und die Kleinen aufziehen. Die Rohrsänger verlassen ihre zwischen den Schilfhalmen aufgehängten Nester, und das Geschrei der hungrigen Jungen tönt durchs Gebüsch. Das dumpfe Bwumm-Bwumm der Rohrdommel und das Balzen der Bekassinen am Sumpf verstummt. Nur der Kuckuck läßt noch hier und da seinen Ruf erschallen. Viele Junge kommen zur Welt, aber auch viele gehen zugrunde. Ein kleiner Kiebitz ist den schützenden Flügeln der Mutter entschlüpft, und schon stößt ein Weih herab, packt mit gekrümmten Fängen das arme Vögelchen, und bald tun sich die gefräßigen Sprößlinge des Räubers gütlich daran.Die Bartmeise, Der Drossclrohrsänger, Der Teichrohrsänger, Der Eisvogel, Die große Rohrdommel, Die Zwergrohrdommel, Der Purpurreiher, Die Rohrweihe, Der Schwarzhalstaucher, Der Zwergtaucher"Auszüge aus dem Buch

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