Ullstein Berichte, April 1933.

Von den „Großen Drei" des ehemaligen Zeitungs- und Druckereiviertels um die Kochstraße in der alten Friedrichstadt - den Verlagen von Mosse, Scherl und Ullstein - war letzterer der populärste in Berlin, wie auch in Deutschland. Wenn auch die alten Verlagsgebäude in der Koch-, Markgrafen- und Charlottenstraße verschwunden sind, so erinnert doch das imposante „Ullsteinhaus" am Teltowkanal in Tempelhof an die Blütezeit von Deutschlands einst größtem Verlagsunternehmen, das jetzt als „Ullstein GmbH" nur noch ein Glied des Hauses Axel Springer ist. Die „Ullstein Berichte" mit Mitteilungen verschiedenster Art aus dem Hause und über dasselbe erschienen seit dem 1. Juli 1926 vierteljährlich, seit Sommer 1928 auch mit einem „Konjunktur-Barometer" über die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und zum Teil auch des Auslands. Sie waren eine wichtige Verbindung zu dem engeren Kreis von Menschen, die unmittelbar an der Wirtschaft interessiert sind, insbesondere zu den Kunden der Anzeigen-Abteilung für die zahlreichen Ullstein-Publikationen. Von besonderer Wichtigkeit waren darin die fortlaufenden, notariell beglaubigten Zusammenstellungen der Auflagen der Zeitungen und Zeitschriften des Hauses. In der Ullstein-Festschrift zur 50-Jahr-Feier des Hauses 1927 schreibt der Leiter der Anzeigen-Abteilung unter anderem darüber: „Diese Ullstein-Berichte werden offenbar gern gelesen, denn sie werden von Nummer zu Nummer von immer weiteren Kreisen angefordert und bereitwillig an jeden geliefert, der sie verlangt. Denn das Haus folgt auch hier amerikanischem Vorbild, indem es auf die ängstliche Wahrung von Geschäftsgeheimnissen verzichtet und lieber durch die Bekanntgabe wichtiger Tatsachen und Ziffern um Vertrauen wirbt." Das hier vorliegende Heft vom April 1933 ist das letzte der Reihe, die infolge nationalsozialistischer Schikanen gegen das verhaßte linksliberale Presse-Unternehmen plötzlich eingestellt werden mußte. Der eingelegte Zettel mit den zurückhaltenden Zeilen: „Die Ullstein-Berichte nehmen mit dieser vorläufigen letzten Nummer in dieser Form von ihren Freunden Abschied. Wir danken Ihnen allen für das Interesse und die Anerkennung, die Sie diesen Sendboten des Verlages zollten. Verlag Ullstein". Ein gutes und sauberes Exemplar.