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Gerhard Bondzin

Autor von "Gerhard Bondzin" .

Schon auf den ersten Blick wird deutlich, mit welcher Ausdruckskraft, Sensibilität und technischer Reife er den Holzschnitt beherrscht. Bondzin gehört zu den wenigen, die ihn in unserer Zeit zu einer souveränen Kunst erheben und in seltener Vollkommenheit seine Möglichkeiten zeigen. Ihm dient sie als Mittel, das Wesentliche des Gedankens in aller Klarheit zu fassen. Es geht ihm um das Charakteristische in der erfassten Situation. Meisterhaft nutzt er dazu die Kombination von schwarzen und weißen Flächen und Linien und erzielt mit ihnen zugleich eine beeindruckende Sensibilität und Tonwertigkeit. Wie ein Panorama breiten sich die Landschaften des oberhalb von Pillnitz verlaufenden Schönfelder Hochlands aus. Von den weiten Feldern reicht der Blick bis zu den Tafelbergen des Elbsandsteingebirges. Unter bizarren Wolkenballungen fühlt der Betrachter die flirrende Hitze. Im Übergang zum Winter erstarrt das Land, man spürt das absterbende Gras. Bondzin entdeckt das Malerische im Holzschnitt. Früchte, aufgeschnittener Kürbis, Broccoli erlangen ungewohnte Schönheit. Der Klatschmohn atmet die Zartheit des Frühsommers. Man lernt die täglichen Dinge neu zu sehen. Immer wieder sind es die Tiere, die ich auf diese Weise noch niemals so lebendig sah. Es ist der Hahn aus Malschendorf: angriffslustig und dreist, entstand er scheinbar aus wenigen Schnitten aus der Holzplatte. Die Pferde und die weidenden Kühe entstammen gründlicher Beobachtungen. Immer wieder vermittelt der Künstler seine Gefühle, mit denen er den ausgewählten Objekten begegnet. Dem alten Kirschbaum mit den Spuren seines Lebenskampfes, dem Milchhaus in Bühlau, dessen Strenge von harter Vergangenheit kündet. Aber es sind auch die großen Themen, auf die Bondzin seine Kunst richtet. Er verarbeitet die bitteren Erfahrungen seiner Jugendjahre im Krieg. Es ist sein Bekenntnis gegen Krieg und Zerstörung, die in die Mappe aus seinem Zyklus „Krieg und Flucht“ aufgenommen wurden. So sind es die miteinander verklemmten Wagen und die in wilder Flucht dahinrasenden panischen Pferde, die Krieg und Verzweiflung, Abscheu und Warnung in großer Eindringlichkeit signalisieren. Seit den Holzschnitten von Frans Masereel habe ich kein überzeugenderes bildnerisches Zeichen mehr gesehen. Es ist Kunst von Rang. Professor Gerhard Bondzin, geb. 29. Juli 1930, war von 1965 bis 1970 Rektor an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und von 1969 bis 1993 Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin. Im Jahre 1969 erhielt er den Nationalpreis für das seit 2001 als Kulturdenkmal eingestufte Wandbild "Der Weg der roten Fahne" an der Westseite des Dresdener Kulturpalastes.
Gerhard Bondzin
Gerhard Bondzin
Sammelmappe / Ordner
erschienen am 18.08.2010