Jürgen Born

Jürgen Born hat sich in den letzten 40 Jahren immer wieder mit dem herausragenden Prager Schriftsteller Franz Kafka auseinandergesetzt und über dessen Leben und Werk zahlreiche Vorträge gehalten und Aufsätze geschrieben. Die wichtigsten seiner Beiträge sind in diesem Band zusammengefaßt, den Born mit den von Kafka an seine Verlobte Felice Bauer gerichteten Worten überschrieben hat: „Daß zwei in mir kämpfen.“ „Nürtinger Zeitung“, am 4. Dezember 2000 zu Kafka, muss das sein?, ist man versucht zu fragen, doch handelt es sich, trotz des wenig bekannten Verlags, nicht um irgendeinen Band zu Kafka, sondern um eine Sammlung von Aufsätzen eines der wichtigsten Kafka-Forscher. Jürgen Born hat sich nicht zuletzt durch Editionen von Kafkas Werken einen Namen gemacht, und es dürfte wenige geben, die sich mit diesem wichtigen Autor so intensiv beschäftigt haben. Wie Born über das Objekt seiner Forschungen denkt, ist nirgends besser zu erfahren als hier. Beim Einlesen merkt man schnell, dass es sich um einen Germanisten handelt, der nicht nur differenziert und seinem Gegenstand angemessen, sondern auch unterhaltsam zu schreiben weiß. Borns generelle Linie wird schnell deutlich und passt hervorragend zu seinem Stil. Einseitige Interpretationen liegen ihm nicht, er plädiert für das Sichten und Abwägen und kritisiert mehr oder weniger offen jene, die mit Urteilen und definitiven Aussagen schnell bei der Hand sind. Gedankliche Grundlage des Versuchs, Autor und Werk gleichermaßen gerecht zu werden und sie nicht zur Bestätigung vorgefertigter Thesen zu missbrauchen, ist das, was man im Englischen mit common sense und im Deutschen mit dem vergleichsweise banal klingenden Ausdruck 'gesunder Menschenverstand' bezeichnet. Der so unscheinbar daherkommende Band eignet sich als Einführung und Weiterführung, als aufschlussreiche Lektüre für interessierte Laien wie für Forscher mit speziellem Erkenntnisinteresse. Darauf dürfte auch sein bisheriger Erfolg zurückzuführen sein. Nach 1988 und 1993 ist Borns Sammlung nun zum dritten Mal aufgelegt worden, allerdings in veränderter Form. Drei ältere Aufsätze sind weggefallen, vier neuere hinzugefügt worden [.] „Wirkendes Wort“, im Juni 2001